'Da baute Volkswagen eines der erfolgreichsten Autos aller Zeiten und gab ihm keinen Namen.' Das ist ein Zitat von der Motorshow 2011 in Shanghai, wo der neue New Beetle (gleichzeitig auch in New York und Berlin) vorgestellt wird. Etwas scheinheilig, denn der Begriff 'Käfer' kommt ursprünglich von der Bezeichnung 'Beetle', die wohl ein amerikanischer Importeur (?) erfunden hat. Nur zu der Zeit will der Hersteller von dem Begriff nichts wissen, meidet ihn wie die Katze das Wasser. Er taucht übrigens in keiner Werbung der Hochzeit des VW Typ 1 auf, erst später, als die beste Zeit des Mythos schon überschritten ist. Nein, eine Verniedlichung per Kosenamen ist den VW-Oberen zu Beginn gar nicht recht, soll der Typ 1 doch als vollwertiges Auto gelten. Was lernt man daraus? Der Blick auf die Vergangenheit wird mit zunehmender Distanz immer milder. Und diesem Blick scheint VW im Moment weidlich auskosten zu wollen. Erst der Bulli, dessen Kosenamen man früher genau so wenig mochte, jetzt der neue New Beetle. Aus europäischer Sicht hatte man diese Modelllinie schon aussterben sehen. Aber das geht nicht. VW ist im Aufwind, hat im ersten Vierteljahr mehr Autos abgesetzt als je zuvor. Übrigens geht schon ein rundes Viertel der Produktion nach China, wird dort zum größeren Teil auch produziert. Vielleicht ist ja die Motorshow in China noch wichtiger als die in Genf oder Detroit. Über 10 Milliarden Euro investiert VW in den nächsten Jahren. Fast ein Drittel aller VW werden dort abgesetzt. Und was ist neu am Beetle 2011? Nun, er ist deutlich länger geworden, was den hinten Sitzenden, dem Gepäckraum und vor allem dem Styling zugute kommt. Vorbei die runden Rundungen, gestreckt ist in. Hinzu kommt mehr Breite und eine steilere Windschutzscheibe, wodurch der vordere Motorraum besser kaschiert werden kann als beim alten Modell. Kein Armaturenbrett mehr mit der Oberfläche eines größeren Kinderbetts. Ob der neue Beetle jetzt mehr dem alten Beetle ähnelt als der alte New Beetle, das behaupten die VW-Stylisten. Eines allerdings wird bleiben. Wenn jemand das Vorbild kennt und egal welchem New Beetle beim Anfahren zuhört, er glaubt, da habe jemand den falschen Motor eingebaut. Wann wird man endlich dieses scheppernde Geräusch nachahmen, mit dem der Alte aus Hunderten von Autos heraus erkennbar war? So langsam wandelt sich der Beetle zu einem Golf Coupe. Die Nachteile eines solchen hat es schon, z.B. in Form der überbreiten Türen und der damit verbundenen Not, nicht nur nicht in Parkhäusern schlecht aussteigen zu können. Oder der mangelnden Sicht nach hinten. Oder dem der Sitzhöhe hinten. Oder Sitze hinten nur für zwei. Immerhin ist der Gepäckraum groß genug und mit riesiger Klappe versehen. Die Gefahr, dass der neue Beetle mit dem Scirocco verwechselt wird, ist denkbar gering. Eine Begründung für seinen Kauf? Schwierig. Man muss sich im Golf (bei der Probefahrt) schon sehr als Mitglied einer bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten Verbrauchermasse fühlen, um den Aufpreis und die Entbehrungen des Beetles zu rechtfertigen. Ist denn das Golf-Fahren so eine Strafe?