70 Jahre ist es her, dass die erste Serie des VW-Käfers (Typ 1) vom Band rollt. Bis zum Jahresende 1945 werden gerade noch 45 Stück produziert. Unglaublich, wo doch erst seit einem halben Jahr der Zweite Weltkrieg zu Ende ist. Das Werk ist ein 800 Meter langer Torso, zu ca. 80 Prozent zerstört, am meisten durch einen Bomber, mitsamt seiner tödlichen Last hineingestürzt.
Den auf die abziehenden Amerikaner folgenden Briten, hauptsächlich dem erst 29-jährigen Major Ivan Hirst, ist es zu verdanken, dass es überhaupt zu einer Produktion mit geregeltem Absatz (an Militärbehörden) kommt. Britische Fachleute geben düstere Prognosen über eine mögliche Zukunft des Krabbeltiers, finden ihn hässlich und laut. Aber vielleicht ist es mit das hier beginnende Understatement, das dem VW-Käfer diesen Welterfolg bescheren wird.
Seine Produktqualität in diesen Anfängen gewiss nicht. Die Mangelsituation tut ein Übriges. Da wird dann auch schon mal ein Käfer gegen eine Zugladung Kohlen getauscht. Bestimmte Lackfarben vertragen sich weder mit zu viel Sonne, noch mit Schnee. Teilweise wird in Hallen ohne Dach gefertigt. Durch ein immer besser werdendes Kontrollsystem werden viele Macken nach und nach beseitigt.
Und die Produktion kommt erstaunlich rasch auf Touren. Im März sind es schon 1000 Fahrzeuge, im ganzen Jahr 1946 über 10.000. Trotzdem ist die Not der Arbeiter und ihrer Familien wegen Mangelernährung groß. Erst richtig auf Touren auch durch den nun möglichen Verkauf an Privatpersonen kommt die Produktion nach der Währungsreform 1948, der Einführung der DM.
Schon 1947 beginnt der Export in die Niederlande. Bis dahin gelingt es, die ärgsten Fehler zu beseitigen. Der Morgenthau-Plan, Deutschland zu einem Agrarstaat um zu funktionieren, hat sich erledigt. Anfang 1948 übernimmt Heinrich Nordhoff, ehemaliger Leiter des Lkw-Werks von Opel. Seit 1949 ist VW wieder in deutschen Händen bzw. später denen von Aktionären. Schon im November 1945 verfügt das Werk mit dem Betriebsrat über ein mächtiges Mitbestimmungsorgan. 12/15