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VW Austausch-Ersatzteile



Austauschmotoren seit 1948 ...

Der Preis für einen neuen Dieselmotor im VW Passat hat schon vor einiger Zeit die 6.000-Euro-Marke geknackt. Wohlgemerkt ohne Einbaukosten. Bezieht man das auf die enorm günstigen Preise für Gebrauchtwagen, dann lohnt das nur in den seltensten Fällen. VW hat deshalb schon seit langem ein Austauschsystem.

Berühmt ist es im Käfer, auch nicht ganz billig, aber eine solide Problemlösung innerhalb von höchstens einer Stunde, so leicht ist er einzubauen. Schöne Arbeit für den Mechaniker und niemand sprach von einem Austauschmotor, denn er gilt als neu. Damals ist er auch fast noch eher angebracht, denn die Standzeiten der Motoren sind mit denen von heute nicht zu vergleichen.

VW hat das Austauschsystem nicht nur beibehalten, sondern noch ausgedehnt. Ganz neu und zum ersten Mal außerhalb Deutschlands ist ein solches Werk im östlichen China. 15.000 Motoren sollen hier pro Jahr aufbereitet werden. Man spricht von einer Wiederverwendungsquote von 70 Prozent und benutzt wieder einmal den Begriff der Nachhaltigkeit. Die Aufarbeitung von Getrieben soll folgen.

In Deutschland ist das Werk in Kassel für die Aufbereitung einer breiten Palette von Ersatzteilen zuständig. 13.000 Mitarbeiter schaffen etwa 50.000 Teile pro Jahr. Ankommende Teile werden demontiert, gereinigt und bis ins kleinste Detail geprüft. Manche davon können für ein weiteres Leben wieder fit gemacht werden. So etwa Zylinderblöcke oder Kurbelwellen, durch Schleifen und bei letzteren in Kombination mit passenden Übergröße-Teilen.

Alles Zweifelhafte wird natürlich ersetzt. Deshalb sind in diesem Werk z.T. qualifiziertere Arbeitnehmer nötig als in der Produktion von Neuteilen. Man sagt den Austauschteilen eine höhere Qualität als Neuteilen nach, was natürlich nur sehr bedingt richtig ist. Immerhin gibt es die berühmte Geschichte, dass BMW für die Produktion damaliger F1-Motoren nach alten Serien-Motorblöcken gefahndet haben soll, weil die (aus GG!) besser für den Turbo-Hochdruck gewesen seien als neu gegossene.

Es reicht ja auch die Qualität eines Neuteils. Immerhin gibt es zwei Jahre Garantie. Und maximal die halben Kosten hat man ebenfalls gespart. Natürlich ist die Anzahl der auf diese Weise 'eingesparten' Getriebe eine Milchmädchenrechnung, denn wer weiß schon, wie viele Wagen verschrottet oder anderweitig repariert worden wären, gäbe es das fabelhafte Austauschsystem nicht. Allerdings hören sich die Ersparnis von ca. 600.000 Tonnen CO2 und einer Mrd. Kilowattstunden schon gewaltig an.

Zu Zeiten des Käfers hat der VW-Betrieb dessen Austauschmotor auf Lager. Schaut man sich ein solches heute an, so ist es fast noch kleiner als damals, obwohl die Anzahl benötigter Teile explodiert ist. Das geht nur mit einer ausgefeilten Logistik und zwar so: Alles was z.B. in Deutschland morgens bis 10.30 Uhr bestellt wurde, wird bis 15.30 Uhr geliefert. Das ist natürlich nicht immer von Kassel aus möglich, wohl aber von sieben sogenannten Vertriebszentren.

Natürlich gilt das nicht für gewisse selten georderte Teile. Auch darf man den Preis eines Ersatzteils nicht auf den Materialwert und dessen Fertigung beziehen, denn immerhin sind in Kassel und im benachbarten Baunatal ca. 3.000 Mitarbeiter mit der Logistik beschäftigt. VW zählt weltweit über 11.000 Servicestationen.

400 Varianten soll es in Kassel in der Motorenfertigung jährlich geben. Ca. 6,5 Stunden dauert es wohl, bis aus einem angelieferten ein Austauschmotor wird. In einer kontrollierenden Fließfertigung wird der Motor zerlegt. Übrig bleiben nur wirklich perfekt aufzubereitende Teile, darunter auffallend häufig Nockenwellen und Ventile. Diese kommen in eine Art Waschmaschine.

Gänzlich gesäubert werden sie erneut geprüft. Vielleicht erkennt man ja jetzt einen Schaden, den man vorher nicht gesehen hat. Interessant wäre es, schon etwas mehr über die ebenfalls in einer Prozesskette anschließende Aufbereitung zu erfahren. Schleifen allein genügt hier wohl nicht, trotz Einhaltung penibelster Toleranzen. VW weist z.B auf besondere Verfahren der Oberflächenbearbeitung hin und stellt erneut in Aussicht, die Teile könnten sogar besser als neuwertig sein.

Wie dem auch sei, der Zusammenbau ist dann wieder vergleichbar mit der Neufertigung. Manche Teile haben davon schon vorher etwas mitbekommen. So z.B. die Zylinderblöcke, die in Salzgitter exakt am gleichen Ort wie die Neuteile pulverbeschichtet, passgenau gehont und geprüft werden. Zylinderköpfe werden bei leichten Rissen geschweißt und anschließend entsprechend bearbeitet.

Sehr von der Neufertigung unterscheidet sich der Zusammenbau. Der geht nach dem Motto: ein kompletter Zusammenbau pro Mechaniker. Und wer bisher geglaubt hatte, nur die Montage von Motoren für Luxusfahrzeugen wie Rolls-Royce, Bentley oder Aston Martin tragen Namensschilder der beteiligten Mechaniker, nein, auch VW-Austauschmotoren sind so ausgeschildert. 10/13


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