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1966 Porsche 911 S



Wenn es einen Ur-911er gibt, dann diesen. Zum einen, weil er seinerzeit der schnellste ist, aber auch, weil er mit den geringsten, für normalen Straßenverkehr überhaupt denkbaren Resourcen auskommt. Alle späteren Fahrzeuge dieser Gattung wirken dagegen overdressed. Wo gibt es schon einen so schnellen Wagen ohne Servolenkung und ohne Bremskraftverstärkung? Als die einzige vielleicht etwas dekadente Baugruppe könnte man vielleicht die benzinelektrische Zusatzheizung bezeichnen.

Das ist Fahrerlebnis pur. Da sind noch richtige Pedaldrücke nötig. Es wundert schon, dass immerhin die volle Bremsung noch mit einigermaßen erträglicher Fußkraft möglich ist. Die Lenkung lässt Sie die Straße spüren. Klar, dass man den Durchmesser angesichts fehlender Hilfskräfte nicht zu klein wählen kann. Trotzdem ist sie mit weniger als 3 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag noch hinreichend direkt.

Nein, das Fahrwerk ist eben gerade nicht knackig hart, wie die Typenbezeichnung vermuten lässt. Es geht noch einigermaßen kommod zu. Querfugen werden z.T. besser als bei heutigen Fahrzeugen verdaut. Und dann die schmalen Reifen, die selbst bei wohlwollenden Testern für ungläubiges Staunen sorgen. Aber immerhin kommt man damit doch relativ schnell um die Ecken. Bei Nässe muss man freilich etwas vorsichtiger sein, aber wäre das mit breiteren Reifen besser?

Klar, die Grenzen fürs Übersteuern liegen weit draußen. Sie sollten aber von Unerfahrenen mit einer gewissen Vorsicht ertastet werden, denn gekonntes Gegenlenken in schnellen Kurven ist für sie mit Sicherheit nicht elegant, im Zweifelsfall noch nicht einmal bruchfrei realisierbar. Auf der Autobahn ist der Wagen außer bei Seitenwind fürs Schnellfahren gemacht. Dafür garantieren nicht nur das Anzugsvermögen, sondern auch die Elastizität des Motors. Und im Zweifel hat man bis 140 km/h drei und bis 180 km/h zwei Gänge zur Verfügung.

Sogar die Windgeräusche bleiben noch relativ zurückhaltend. Die Sitze sind ausgezeichnet und können besonders in der berühmten Karostoff-Kombination (Video) ohne schwitzenden Rücken verlassen werden. Wäre ja auch gelacht, denn sie werden bei der gleichen Firma Reutter (Recaro) gefertigt, deren Fertigung von Porsche-Karosserien 1963 von Porsche selbst übernommen wurde. Die Scheibenwischer sind sogar über Hebel am Lenkrad dreistufig zu bedienen.

Wirklich ein Auto ohne Fehl und Tadel? Nun gut, bei natürlich zu der Zeit häufig noch fehlender Klimaanlage hätte man der sommerlichen Belüftung etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollen und leider ist trotz des sehr niedrigen Leergewichts der Verbrauch nicht geringer als der heutiger, mehr als doppelt so starker und viel schwerer 911er. Noch schlimmer wiegt allerdings die für den Kaufpreis mangelhafte Rostvorsorge. Unter ungünstigen Umständen z.B. in Wintersportgebieten soll sich die Hinterachse schon nach zwei Jahren selbstständig gemacht haben.


Dass die Vorkommnisse nicht am Hersteller spurlos vorübergehen, zeigt dieses Einzelexemplar eines Porsche 911S aus dem Jahr 1967. Er besteht ganz aus Edelstahl, einem Material, dass auch z.B. für Kücheneinrichtungen benutzt wird. Es ist kaltgewalzt und maschinell bzw. von Hand geformt, unlackiert und nur geschliffen und gebürstet. Der Wagen ist nicht schwerer als das Serienmodell und soll in 7 Jahren 150.000 km ohne Probleme zurückgelegt haben.

Allerdings werden die Karosserien nicht nur bei Porsche dann etwas später durch Feuerverzinken geschützt. Aus dem hier gezeigten Material stellt man heute Zierleisten und Fenstereinfassungen her, ferner Schalldämpfer und Katalysatoren. 04/15


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