Aufmerksame Beobachter haben schon festgestellt, dass so etwa alle 10 Jahre eine Finanzkrise ausbricht, zwar mit unterschiedlicher Härte, aber zurück zu verfolgen auf jeden Fall bis 1929. Mit der lässt sich auch schon fast die von 2008 vergleichen. Schwierig ist bei den ganzen Krisen, dass jedes Mal ein anderer Mechanismus hinführt. Das sollte man sich merken, wenn man versucht, dringend nötige Maßnahmen zu ergreifen, damit die nächste Krise ausbleibt.
Die Anfänge der schon erwähnten könnte man in etwa so beschreiben: Stellen Sie sich z.B. einen großen Automobilkonzern vor. Beim Staat kommt das Geld für die Rentner von den derzeit Arbeitenden. Der Konzern hingegen muss für die Betriebsrenten Rücklagen bilden. Die könnte man zwar theoretisch auf ein Sparkonto packen. Tut man aber lange vor 2008 nicht. Wichtig ist noch, zu erwähnen, dass in einer Aktiengesellschaft viele an dem Entscheidungsprozess beteiligt sind.
Also sind z.B. die Arbeitnehmer-Vertreter dafür, die Gelder möglichst sicher anzulegen. Als sicher gelten zu der Zeit Staatsanleihen. Niemand kann sich vorstellen, dass ein Staat Pleite geht. Man erhofft sich also bei etwas höherer Rendite als auf Sparkonten ein stärkeres Anwachsen des Pensionsfonds. Auch Immobilien scheinen doch einen soliden Gegenwert fürs Geld zu bieten. Eine zweite massiv strudelnde Geldquelle werden zu jener Zeit die Erlöse aus dem Erdöl. Nach längerer Zeit, in der für einen Barrel Öl nur etwa einen Dollar gezahlt wird, schießt der Preis auf bis zu hundert Dollar.
Auch den Verantwortlichen in den Emiraten fällt außer den Aktien von Daimler kaum etwas anderes ein als Immobilien. Das bedeutet hier Bauen ohne Ende. So lange, bis später eine Menge Bauruinen in den Himmel starren. Banken sind natürlich per Definition Institute, die mit fremdem Geld handeln. Sie können keine Eigenkapitalquote von sagen wir 66 Prozent haben, dann sind sie keine Bank mehr. Dass allerdings bisweilen nur 3 Prozent genügten, das hätten Außenstehende wohl kaum vermutet.
Natürlich lässt sich mit Geld auch wieder Geld verdienen. Das Risiko, eigenes Geld zu verlieren, ist bei so wenig Eigenkapital gering. Jetzt muss man aber auch noch als Besonderheit der Krise 2008 die vorher herrschende Zeitströmung berücksichtigen. Immerhin hat der Kapitalismus über der Kommunismus gesiegt. Er ist ganz offensichtlich das stärkere System. Deutschland scheint es sogar zu gelingen, den maroden Osten aufzubauen und trotzdem unter den Wirtschaftsnationen weiterhin mithalten zu können.
Wer traut sich da noch, warnend den Finger zu heben. Mehr noch, wer wird dabei überhaupt gehört. Shareholder value ist auf dem Höhepunkt. In Deutschland ist es die Telecom-Aktie, die von Beginn an steigt. Manche, die sich nie mit Aktien beschäftigt haben, steigen ein und fühlen sich wie im Fahrstuhl. Dass die meisten vergessen, kurz nach 100 auszusteigen, wird nicht direkt dem System angelastet. Alle Warnzeichen verpuffen. Es gibt ja so viele Beispiele von Gewinn.
Die USA haben als Konsequenz auf den 11. September 2001 auf ihre Verschuldung nach und nach erhebliche Militärausgaben drauf gesetzt. Was kann man wohl als Rendite erwarten, wenn man im Irak Krieg führt und danach die Ölquellen nicht in Gang bringt? Die Gelddruckmaschine verwischt alle Minuszeichen. Amerika kurbelt im Gegenteil mit Niedrigzinsen die Wirtschaft an, die Welt lebt auf Pump, außer China vielleicht.
Nun sollte man meinen, dass so ein solides schwäbisches Unternehmen wie Daimler mit marodierenden Banken wenig am Hut hätte. Aber die Weltwirtschaft ist miteinander verflochten. Der mal steigende und dann wieder sinkende Dollar bereitet Probleme. Wie soll man da Preise nach Katalog für eine S-Klasse verlangen, wenn diese entweder nicht kostendeckend oder im Vergleich ziemlich überhöht sein können. Hier treten wieder die Banken in Aktion, sozusagen als Versicherung für stabile Kurse.
Auch dafür sind natürlich Gebühren fällig und es muss bei den Banken auf irgendeine Art so für oder gegen die Auf- oder Abwertung einer Währung gewettet werden, dass man nicht verliert. Dazu bedarf es Analysten, mathematischer Modelle und natürlich Computer. Heute ist man vielfach der Meinung, man sollte den Investment- von dem Geschäftsbank-Teil abtrennen. Eigenartigerweise sind aber die zuerst ins Trudeln geratenen amerikanischen Banken in dieser Hinsicht vorbildlich getrennt. Sie sehen daraus, man beschließt jetzt Maßnahmen und die nächste Krise speist sich aus anderen Quellen.
Weiter in der Beschreibung der Krise. Inzwischen ist viel Geld in Umlauf und kann blitzschnell anders verteilt werden. Die Investment-Abteilung einer Bank fühlt sich deutlich überlegen, denn sie macht entschieden mehr Gewinn. Wenn sie schon zum Schutz von Exportgewinnen zocken, dann können Sie das auch zum eigenen Gewinn tun. Sie gehen eine Wette für die Abwertung einer Währung ein. Wenn sie danach viel Geld aus dieser Währung in andere transferieren, kriegen Sie automatisch recht. Und das in die abgewertete Währung zurück gebrachte Geld bringt zusätzlichen Gewinn.
Die Politik ist zu schwach, gegen so viel Erfolg etwas zu unternehmen. Im Gegenteil, sie lockert sogar deutlich die Spielregeln. Übrigens hat dieses Kapitalsystem auch sie schon längst eingekauft, denn in der Demokratie verspricht man leicht jedem alles. Kompromisse werden durch Mehrausgaben geglättet. Die Schuldenuhr tickt auch in Deutschland: eine Billion, zwei Billionen. Da fällt die Fehlkonstruktion des Euro mit der fehlenden Kontrolle nicht weiter auf. Im Gegenteil, Deutschland geht selbst mit leuchtendem Beispiel über die 3-Prozent-Grenze vom Bruttosozialprodukt hinaus.
Wenn Sie heute die berechtigte Frage stellen, wo denn eigentlich die ganzen Steuergelder geblieben sind, für die wir noch Jahrzehnte gradestehen müssen, dann kann man das sehr wohl beantworten. Das sind, sicher zu einem kleinen Teil, Bonuszahlungen für Bänker, die entweder ziemlich weit oben saßen, oder die als handelnde Mitarbeiter unbedingt gehalten werden mussten. Dann haben die gelddruckenden Staaten das Geld verbraucht. Da ist dann der 'Präzisionskrieg' im Irak mit finanziert worden. Einen weiteren Teil haben z.B. die europäischen Staaten verbraucht, deren zusätzliche Schulden nicht aus Investitionen, sondern durch die Ausgabe von Wohltaten an ihre Bürger resultieren.
Und natürlich mag es manch cleveren Anleger geben, der rechtzeitig verkauft hat. 'Gewinnmitnahme' wird so etwas im Börsenjargon genannt. Überhaupt kommen auch die Anleger gut weg, deren Anteile durch Rettung des entsprechenden Betriebes durch den Staat zumindest teilweise erhalten bleiben. So könnte auch das Wunder z.T. erklärt werden, dass die Deutsche Bank davor bewahrt hat, direkte Staatskredite annehmen zu müssen. Die groß angelegten staatlichen Rettungsaktionen haben der Bank wohl Verluste erspart, also z.T. vielleicht eine indirekte Bankenrettung?
Nein, nur diejenigen können sich mit Recht beschweren, die gar nicht erst die Chance hatten, an dem Boom mitzuverdienen und deren geringe Mittel jetzt noch einmal drastisch beschnitten werden. Verkriechen sollten sich diejenigen, die z.B. als Kommunalpolitiker mit hohem Verschuldungsgrad hierzulande ihr Heil in skandalösen Papieren aus Übersee gesucht haben. Ganz schlimm auch diejenigen, die noch gigantische Summen überwiesen haben, als der Empfänger schon die Insolvenz ausgerufen hatte.
Jetzt haben wir die Kunstprodukte der Bankenwirtschaft nur am Rande gestreift. Die entstehen in mehreren Stufen. Zunächst erhält vorzugsweise in USA jemand bei kaum vorhandenem Eigenkapital und geringen Einkünften ein Haus allein auf den Verdacht hin finanziert, es stiege im Wert. Diese Transaktion erhält ein Prüfsiegel von einem Unternehmen, das vielleicht früher einmal unabhängig geprüft hat. Und diese Schuldverschreibungen werden mitsamt dem Gewinnversprechen so aufgeteilt, dass beinahe niemand mehr das Risiko auch nur ungefähr abschätzen kann. Das ist die Weiterentwicklung des Kettenbriefs von früher, nur mit viel mehr Geld bzw. Verlust ausgestattet. 10/12