Zu der Zeit ist Mercedes durch die Zusammenarbeit mit Puch schon längst auf dem Markt der Geländewagen vertreten. Aber auch bei der daraus entstandenen G-Klasse zeigt sich, dass diese großen Wagen mehr für die Repräsentation und den Komfort als für den reinen Frondienst im harten Einsatz gedacht sind. Die Firma zieht als eine der ersten daraus die Konsequenz und stellt einen Sports Utility Vehicle genannten Wagen vor, dessen Tauglichkeit für das Gelände zwar gegeben ist, der aber z.B. bei hartem Einsatz mit glühenden Bremsen aufgeben muss. Aber für diesen Einsatz wird ein SUV längst nicht mehr gekauft. Also hat sich seit der Erfindung des elektronischen Sperrdifferenzials über Bremseneingriff das mechanische für diese Art Autos als entbehrlich erwiesen. Auch die wunderbar verschränkenden Starrachsen mit ihren großen ungefederten Massen werden hier nicht mehr gebraucht. Dann hängt eben ein Rad in der Luft und muss zwangsgebremst werden. Na und? So hätte der Mercedes, der anfangs 'M' und auf Protest von BMW hin 'ML' heißt, sogar auf den Leiterrahmen verzichten können. Hat man aber nicht. Und auch die sogenannte Geländeuntersetzung, ohne die der Motor nicht wirklich langsam und mit viel Dampf gefahren werden kann. Und da dieses nach Marktanalysen ebenfalls wenig gebraucht wird, kann es nur noch bei stehendem Fahrzeug aktiviert werden. Sie sehen, auch Mercedes trennt sich bisweilen von Ballast, was aber in diesem Fall nicht falsch verstanden werden darf. Denn natürlich strotzt die Ausstattung vor Möglichkeiten. Womit wird sonst das Geld verdient? Die Geländewagen-Profis reiben sich die Augen, während die enormen Verkaufszahlen der Firma Recht geben. Sie merken schon, für welchen Markt dieses Auto mit der Unmöglichkeit zur Fehlbedienung wieder einmal konstruiert ist. Diesmal geht man sogar noch einen Schritt weiter und lässt es auch in USA bauen. Die Fertigung in Tuscaloosa (Alabama) hat allerdings so ihre Probleme, wovon auch BMW, ebenfalls eher im Süden der USA angesiedelt, ein Lied singen kann. Es dauert, bis Mercedes sich der Kundenbeschwerden annimmt. Auch die nicht ungeteilt für gut befundene Optik wird erst mit dem Modellwechsel 2005 geändert. Von der Innenausstattung her kann der ML nicht so ganz mit den anderen Modellen mithalten. Die Fertigungsmängel in USA werden eigenartigerweise erst dann stärker sichtbar, als Puch in Österreich wegen der großen Nachfrage ebenfalls produziert. So ist das bei Mercedes. Andere Hersteller werden bei schlechter Qualität gnadenlos abgestraft, hier mogelt man sich erfolgreich durch. Ist die Modellreihe nicht mehr aktuell und die neue besser, kann man sogar die Fehler öffentlich zugeben. Die Käufer verzeihen es offenbar. Und das bei den Preisen ... 07/13