Der abgebildete Lkw gehört zu den schweren Jungs. Nur die Version mit drei Achsen kann 10 Tonnen tragen (L 10.000, Nachfolger des L 8.500). Dieser hier hat schon das Fahrerhaus von 1938, ohne jeden Holzanteil (Ganzstahl), mit abgerundeten Ecken und Kanten. Längst sind Luftreifen üblich, die übrigens nochmals eine leicht gesteigerte Höchstgeschwindigkeit zulassen. Typisch werden ab jetzt für lange Zeit die Trilex-Felgen sein, bei denen man nicht den Reifen von der Felge, sondern die dreigeteilte Felge und den Stern aus dem Reifen herausholt. Es ist die Zeit, in der sich der Lkw-Bau grundsätzlich wandelt. Neben den Dreiachsern u.U. mit zwei kippbaren Kästen, der Karosserie ganz aus Stahl und den ersten Sattelschleppern gibt es neben Benzin- auch Diesel-Sechszylinder mit weit über 10 Liter Hubraum. Das Lkw-Programm füllt wirklich jede Lücke und die Angabe der Nutzlast muss feiner gestuft werden, um sie alle voneinander unterscheiden zu können. An den Fahrer (Frauen hätten schon besonders trainiert sein müssen) stellt die Bedienung dieses Fahrzeugs gehobene Ansprüche. Dabei kann schon der Versuch, die mechanische Handbremse zu lösen, das ganze Projekt zum Scheitern bringen. Schätzen Sie einmal das schon bei leerem Fahrzeug beachtliche Gewicht auf der Vorderachse und sehen Sie von allen heute üblichen Hilfseinrichtungen ab. Etwas leichtgängiger, wenn man das Wort in diesem Zusammenhang überhaupt in den Mund nehmen darf, wird die Lenkung durch mehr Spiel und ein relativ großes Übersetzungsverhältnis. Ersteres macht das Befahren langer Strecken nicht gerade zum Vergnügen. Schauen Sie sich alte Spielfilme an, in denen das Lenkrad schon in Personenwagen ständig hin- und hergeworfen wird. Wenn Sie jetzt noch bedenken, dass Sie beim Rangieren nur während des Fahrens oder Rollens lenken können, müssen Sie sich bei großer Übersetzung auch noch gewaltig beeilen oder das Fahrzeug mehrmals vor- und rückwärts bewegen. Schmächtig darf ein Fernfahrer also nicht sein und dass nicht nur beim Reifenwechsel. Wer früher am Anfang einer bergauf führenden Straße wohnte, wird das ewige Zwischengas geben kennen, z.T. mehrmals beim gleichen Fahrzeug, weil der verdammte Gang nicht reingeht. Inzwischen ist die Geschwindigkeit so stark abgefallen, dass man den nächstniedrigeren nehmen muss. Und das bei evtl. zwei Schaltknüppeln und acht Gängen. Schauen Sie sich oben die Höchstgeschwindigkeit an, ziehen Sie einen gewissen Betrag ab und bedenken Sie, dass der Autobahnbau gerade erst begonnen hat. Unter den Bedingungen Fernfahrer zu sein, lässt sich mit heutigen Maßstäben nicht mehr messen. Was meinen Sie, wie viele schwach motorisierte Fahrzeuge und Pferdefuhrwerke es gibt, bei denen Sie mit dem oben gezeigten Lkw sicherlich Überholschwierigkeiten haben. Vom Fahrkomfort auf den langen Strecken wollen wir hier gar nicht reden. 6,5 Tonnen zulässige Nutzlast lassen nicht viel Spielraum für eine gemütliche Federung. Und glatte Straßen sind selten, Kopfsteinpflaster auch auf Landstraßen möglich. Eine Heizung hat und braucht man nicht, zumindest im Sommer, Unterhemd oder nackter Oberkörper sind fast die Regel. Von den übrigen Motoremissionen wie Dieselgeruch und Geräusch wollen wir hier lieber schweigen und dem Fernfahrer der dreißiger Jahre ein Denkmal setzen. 03/09