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  2009 Mercedes Probefahrt SLS









Sie bewegen des öfteren ein kW-starkes Auto oder treiben gar Rennsport? Dann sollten Sie hier nicht weiterlesen. Denn es geht zwar um eine Probefahrt mit einem Supersportwagen, aber eher für einen Normalfahrer, der in seinem Leben nur selten Gelegenheit hat, ein 300 kW starkes Vehikel zu bewegen. In diesem Fall handelt es sich gar um 420 kW (571 PS).

Leistung reicht 1980 zur Formel-1-Weltmeisterschaft

Sie ahnen es vielleicht, es geht um den SLS von Mercedes oder besser gesagt von AMG, denn dort wird der Wagen entwickelt, wenn auch nicht gefertigt (aber der Motor). Nein, direkt einsteigen und mit ihrem Instruktor losfahren dürfen Sie nicht. Erst unterschreiben Sie für 1000 Euro Selbstbeteiligung, falls Sie einen Unfall verschulden.

Erster Entwicklungsträger: Dodge Viper

Ich habe nachher mehr an die fast 200.000 Euro gedacht, die das Auto neu kostet, als an meinen Risikobetrag. Aber so weit sind wir noch nicht. Erst einmal das Jackett in dem durch das Getriebe eingeschränkten Gepäckraum einlagern. Auch die Kamera, Gott sei Dank in meiner Tasche und nicht einfach so, denn das hätte sie wohl ruiniert.

ESP behindert sportlichere Fahrweise nicht ...

Warum? Weil dieses Auto zu Kurvengeschwindigkeiten fähig ist, die jenseits meiner und wahrscheinlich auch Ihrer Vorstellungskraft liegen. Gibt es eigentlich Geschwindigkeitsbeschränkungen für Autobahnauffahrten? Nach dem Abbiegen von der Landstraße so beschleunigen, dass der Wagen noch in der Kurve vor Erreichen der Autobahn hinten leicht ausbricht.

Kein Haltegriff oben an der Beifahrer-Flügeltür ...

Natürlich beherrscht der Fahrer dieses Auto, aber wie soll ich das beurteilen. Außerdem verstärkt sich mein flaues Gefühl im Magen. Ich hatte immer gedacht, solche Autos seien angesichts der Staus auf unseren Autobahnen sinnlos. Klar, wenn man an den Spritverbrauch denkt. Aber wenn der Wahnsinn überwiegt, kann man in jede Lücke vorstoßen, die sich einem bietet.

Ohne das nötige Verantwortungsgefühl gefährlich ...

Es ist nicht die Höchstgeschwindigkeit, von der die Faszination ausgeht, es ist die Beschleunigung. Was eben noch unnahbar fern schien, ist im selben Moment schon erreicht. Das gilt allerdings auch für das Bremsen. Die betätigt mein Instruktor sehr entschlossen, und das ist gut so. Denn das Ende einer bremsenden Kolonne kommt rasend schnell auf uns zu.

Gefühlt beschleunigt das Auto besser als es bremst, was natürlich Unsinn ist. Es unterscheidet sich nur beim Beschleunigen noch stärker vom Normalauto als beim Bremsen. Deshalb ist nach dem Fahrerwechsel ständiges Zwiegespräch mit mir selbst nötig. Der enorme Wert des Wagens drängt sich in den Vordergrund. Stell' Dir vor, Du baust einen Unfall ...

Sounddesign muss wohl sein ...

Übrigens hat man im SLS das Gefühl, der Motor sei hinten eingebaut. Das kommt zum größten Teil von dem leicht aggressiven Auspuffsound. Übrigens sind nicht wenige Fehlzündungen dabei, was eigentlich nicht ganz zum feinen Image dieses Wagens passt. Begleitet werden diese Aufputschmittel von kleinen aber feinen Zwischengasstößen. Wie da ein Manager am Ende seines stressreichen Arbeitstages ruhiger werden soll?

Nein, man wird nicht in den Sitz katapultiert. Dazu ist dieser zu körpernah ausgeführt. Besonders die verstellbare Lehnenbreite hat mir gefallen. Auch für den Kopf eines größeren Menschen ist gerade noch Platz. Auf beiden Seiten versteht sich, in der Mitte nicht, wohl wegen der Aufhängung der Flügeltüren. Aber da tront ohnehin die breite Mittelkonsole. Mit Startknopf. Gedrückt und keineswegs unmittelbar erwachen die 6,3 oder besser 6,2 Liter.

Keramik von SGL, Sättel von Brembo: wunderbar feinfühlig ...

Den Boliden selbst zu fahren erfordert nur angesichts einer relativ niedrigen Sitzposition und der langen Frontpartie etwas Gewöhnung. Auch der etwas größere Wendekreis ist zu beachten. Und man darf den linken Blinkerhebel nicht mit dem darüber angeordneten Tempomaten verwechseln. Aber sonst gewöhnt man sich nach kürzester Zeit. Keine Schwergängigkeiten, alles reagiert präzise. Plauderton mit dem Instruktor.

Getrag-Getriebe von AMG modifiziert ...

Nein die Kurvenfähigkeiten habe ich selbst nicht ausprobieren können. Das dauert wohl Wochen. Aber die Beschleunigung, ist ja auch simpel. Denn im Grunde ist diese von der Gangwahl (natürlich auch per Paddle möglich) unabhängig. Und da der Wandler fehlt, wird der Befehl von Gaspedal (verschiedene Modi wählbar) sowas von direkt umgesetzt, dass man über einen evtl. geeigneten Gang (ebenfalls anpassbar) keinerlei Zeit hat nachzudenken.

Überholprestige serienmäßig ...

Zu so einem Auto müsste unbedingt die gescannte Geschwindigkeitsbegrenzung im Display mitgeliefert werden, sonst ist der Führerschein schnell weg. Denn auch bei zähflüssigem Verkehr profitiert man bisweilen noch von dem enormen Überholprestige. Man braucht gar nicht dicht und drohend aufzufahren. Es reicht, majestätisch im Hintergrund zu bleiben. Das symbolisiert, ich bin direkt neben Dir, wenn Du nach rechts gehst.

Dachverkleidung in grauem Velours ...

Die Rundumsicht ist OK. Mein Lehrer hat nur vergessen, dem Spoiler das Wiedereinfahren bei Geschwindigkeiten unter 120 km/h zu gestatten. Jetzt kann man durch den Innenspiegel den rückwärtigen Verkehr gut beobachten. Ich frage nach der Einparkhilfe. Antwort, ja hat er, aber am Lenkrad selbsttätig dreht er (noch)nicht. Wer fährt mit so einem Auto auch schon in die Stadt?!

Potentiellen Käufern sieht man das Geld nicht an ...

Frage nach der Klientel für solch ein Auto. Klare Antwort: Man sieht heutzutage niemandem mehr an, ob er das Geld für so ein Auto übrig hat. Verschlissene Jeans sind kein Kriterium. Jeder Autoverkäufer einer Premium-Marke hat eine Geschichte parat, in der er einem unauffällig gekleideten Jungen, der bei der Konkurrenz abgewiesen würde, erfolgreich ein teures Auto verkauft hat.

Immer auch an die Unterhaltskosten denken ...

Nein, mit der Kaufsumme ist es nicht getan. Z.B. wird jemandem der SLS (übrigens nach einem Jahr Wartezeit) im Winter ausgeliefert. Bei der Einfahrt in die Garage verbeult dieser die Tür. Von wegen er fährt zu Mercedes und lässt sich flugs eine neue Tür einbauen. Pustekuchen, denn diese muss extra angepasst werden. Noch nicht einmal der Preis ist exakt bestimmbar, irgendwo zwischen 8.000 und 14.000 Euro.

Wir kommen wohlbehalten an. Noch einmal die Warnung, dass man sich gerade beim Aussteigen an den Flügeltüren den Kopf stoßen kann. Noch ein Foto von mir in dem Auto. Ach ja, man muss theoretisch noch nicht einmal die Handbremse betätigen, weil beim Öffnen der Türen die Parksperre wirksam wird. Nur den Startknopf drücken und der ganze Zauber ist vorbei. 10/11



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