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1975 Mercedes 450 SEL 6,9




16 Liter Kühlmittel, immerhin trotz Trockensumpfschmierung nur 12 Liter Motoröl, aber 96 Liter im Tank, das sind 1975 schon Superlative. Wir schreiben das Jahr 2 nach der Erdöl-Preiskrise und Mercedes bringt ein Auto auf den Markt, bei dem unter 20 Liter/100km praktisch nichts geht. Nein, der Katalysator ist noch nicht für das Auto bereit. Die Einspritzung funktioniert fast ausschließlich mechanisch, obwohl es natürlich längst eine elektronische Einspritzung gibt.

Aber wer sich zu der Zeit ein Auto für knapp 70.000 DM leisten kann, der schaut nicht auf diese Bagatellen. Über dem ist bei Mercedes nur der Himmel und vielleicht noch der 600er, aber als reines Chauffeurs-Auto eigentlich nicht zu vergleichen. Völlig andere Federung und auch nicht der gleiche Motor. Nein, der 450 SEL 6,9 muss vor dem geistigen Auge als W116 entstehen, natürlich in Langversion.

Als erstes fliegen die Stahlfedern raus und die Dämpfer werden durch entsprechende Teile der Hydropneumatik von Citroen ersetzt. Ja, auch die stickstoffgefüllten Kugeln sind im Super-Mercedes eingebaut. Vermutlich durfte Citroen damit keine Werbung machen, aber interessant ist es schon. Dann kommt statt des 450ers der fast 7 Liter große V8 rein. Spätestens jetzt muss um jeden Kubikzentimeter Raum gerungen werden.

Immerhin, die Automatik mit nur drei Gängen bleibt, was den Insassen natürlich Schaltvorgänge erspart. Jetzt haben wir schon zwei Gründe für den Verbrauch. Eine Klimaanlage ist natürlich serienmäßig, mit Fühlern quer durch den ganzen Innenraum verteilt. Natürlich Fensterheber und eine Schließvorrichtung auf Unterdruckbasis verschlingen den verbleibenden Platz in den Türen. Ach ja, die Spiegelverstellung haben wir noch vergessen.

Das Ergebnis ist allerdings atemnehmend. Die Frage stellt sich, ob die Insassen überhaupt merken, dass mit ihnen ein Ortswechsel vorgenommen wird. Vielleicht denken sie ja, zwar etwas beengt aber im heimischen Wohnzimmer zu sitzen. Bis jemand am Steuer aufs Gaspedal drückt, am besten Kick-Down. Jetzt fliegen die Köpfe nach hinten. Aus gutem Grund hat dieser Mercedes eine Hinterachse, die allzu starkes Einknicken bei Beschleunigung verhindert.

Es geht auch anders. Den unglaublichen Komfort genießend, schwebt man wie auf Wolken. Alles geht leicht, weil servounterstützt. Denn das ist das Fahrer-Auto des betuchten Mannes. Ob auch der reichen Frau, da machen wir für diese Zeit ein Fragezeichen. Und wenn Sie denn existiert hat, wird ihre Wahl wahrscheinlich nicht auf dieses Super-Dickschiff aus hochgradig qualifizierter schwäbischer Wertarbeit gefallen sein.










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