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1885 Daimler Motorrad



Lösung

Dies ist der ca. 90 kg schwere Reitwagen von Gottlieb Daimler 1885. Er ist ungefedert und ähnelt eher einem Holzpferd. Wegen des hoch bauenden Motors steht man auf dem Fahrzeug mehr als man sitzt. Ein evtl. Umfallen wird durch Hilfsräder verhindert. Wobei der später Probe fahrende Sohn Paul Daimler diese beim Kurvenfahren mehr als hinderlich ansieht. Je nach Übersetzung ist das erste Motorrad der Welt mit seinem 264 cm3-Motor (58 mm Bohrung, 100 mm Hub) und etwas mehr als 0,5 PS bei 700/min 6 oder 12 km/h schnell. Das muss man allerdings vor Fahrtantritt festlegen, weil eine Änderung der Übersetzung nur im Stand möglich ist.

Der Motor besteht aus einem luftgekühlten Zylinder ohne Kühlrippen und hat schon einen Oberflächenvergaser vor dem Ansaug- und Schalldämpfer hinter dem Auslassventil. Geräuschdämpfung ist zu jener Zeit sehr wichtig, sind doch die Probefahrten wegen dem gefährlichen Ligroin an Bord ohnehin vom Argwohn der Bürger begleitet. Die ersten Probefahrten in Cannstadt bei Stuttgart sind von der dauernden Drohung des polizeilichen Fahrverbots begleitet, zu Recht, wenn man die Erfahrungen von Probefahrten auf den heutigen Nachbauten (Original 1903 verbrannt) hinzunimmt. Erweist sich das Gefährt doch wegen des geringen Nachlaufs für den Laien als nahezu unfahrbar.

Dabei ist die Startprozedur gar nicht mit berücksichtigt. An zwei Stellen ist Benzin nötig, im Oberflächenvergaser und im Zusatztank für den Glührohrbrenner. Nein, Benzin darf man eigentlich nicht nehmen sondern ein dem damaligen Ligroin nachempfundenes Benzin. Daimler und Maybach haben in ihrer Werkstatt alle Benzinbehälter mit 'Petroleum' beschriftet, was natürlich nur eine Beruhigung für die Umgebung wegen der Brandgefahr darstellte.

Es geht also zunächst darum, das in den Brennraum reichende Glührohr auf Rotglut zu bringen. Dazu ist ein in Kraftstoff getauchter Zünddocht nötig, dessen vom Brenner übernommene Flamme zusätzlich durch eine Handpumpe mit Luft versorgt werden kann. Dann dauert es ein wenig, bis der Motor über die einsteckbare Kurbel angeworfen werden kann. Da es keine steuerbare Zündung gibt, sucht sich der Motor seinen Zündzeitpunkt quasi selbst.

Ein halbes PS reicht auf ebener Straße so gerade aus. Auch nur geringe Steigungen erscheinen als nicht machbar. Kopfsteinpflaster erschwert die Spurhaltung deutlich. Fahrten über 1 bis zwei Kilometer hinaus erscheinen schon deshalb als nicht machbar, weil es unter dem Sitz alsbald sehr heiß wird. Man darf vermuten, dass mit diesem Fahrzeug der Beweis erbracht werden sollte, eine Fortbewegung per Verbrennungsmotor sei möglich.








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