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Wilhelm Maybach


Er ist der wohl bescheidenste der die Zeiten bestimmenden drei großen deutschen Kfz-Ingenieure jener Zeit. Das liegt vermutlich auch daran, dass er, 1846 geboren, schon mit 10 Jahren nach dem Verlust seiner Eltern in eine karitativen Einrichtung muss, dem Gustav-Werner-Bruderhaus in Reutlingen. Sein Glück im Unglück ist, dass er von hier aus in der angeschlossenen Maschinenfabrik als Technischer Zeichner arbeitet. Denn dort übernimmt Gottlieb Daimler für zwei Jahre die Leitung zur Reorganisation der Fabrik. Die beiden lernen sich schätzen und werden trotz eines Alterunterschieds von 12 Jahren fortan bis zum Lebensende von Daimler beruflich verbunden bleiben.

Schon im übernächsten Job der beiden in der Gasmotorenfabrik Deutz spielt Karl Maybach eine wichtige Rolle. Er ist dort u.a. entscheidend an der Realisierung des Otto- Viertaktmotors beteiligt. Er begleitet Daimler auch, als dieser die Firma nach 10 Jahren verlässt, weil der dort keine Chance für die Realisierung seiner Zukunftspläne sieht. Ab 1882 arbeitet Maybach in der Daimlerschen Werkstatt mit.

Mehr und mehr tritt er aus der rein reproduzierenden Rolle heraus. Er hat vermutlich entscheidenden Anteil an Entwicklung und Probeläufen des neuen, schnelllaufenden Viertaktmotors. Er schafft es sogar, Daimler von der Notwendigkeit eines speziell für den Verbrennungsmotor konzipierten Fahrzeugs zu überzeugen. In der neu gegründeten Daimler-Motoren-Gesellschaft wird er 1895 nach einigen versuchten Winkelzügen der Großaktionäre Technischer Direktor. Leider hat Maybach es auch mit seiner Treue zu seinem alternden und herzkranken Chef in dessen letzten Lebensjahren recht schwer gehabt.

Beinahe zum König der Konstrukteure wird Maybach nach dem Tod von Gottlieb Daimler. Im neuen Jahrhundert greift nämlich Emil Jellinek zunächst als erfolgreicher Händler - später sogar mit Alleinverkaufsrecht - in die Geschicke der Daimler-Motorengesellschaft ein. Er ist z.B. auch dafür verantwortlich, dass deren Fahrzeuge später alle nach dem Vornamen seiner Tochter "Mercedes" benannt werden.

Mercedes bedeutet im Spanischen 'Grazie'

Da Jellinek die Kundschaft durch Rennerfolge zu ködern sucht, braucht er im Werk jemanden, der seinen Hunger nach immer mehr Neuerungen und Motorleistung stillt. Und das pünktlich und verlässlich zu jedem Rennen und jeder neuen Saison. Genau dieser jemand ist Wilhelm Maybach. Man könnte diese Zusammenarbeit als Musterbeispiel für einen kurzen Draht zwischen Käuferwünschen und Konstruktionsaufgaben sehen. Hier nur eine kleine Auswahl der von Maybach vollbrachten Erfindungen:

Frontmotor
Rennmotor
Flugzeug-/Luftschiffmotoren
Spritzdüsenvergaser
Röhrenkühler mit Ventilator
Federbandkupplung
Zahnrad-Wechselgetriebe

Obwohl die Gesellschaft eine Blüte erlebt und den Konkurrenten Benz bei weitem übertrifft, ist Maybach nicht vor Anfeindungen gefeit. Als sich der Vorstand gegen ihn zusammenschließt, kann auch Konsul Jellinek ihm nicht helfen. Er wird lange Zeit brauchen, um sich von diesem Abgang zu erholen. Von 1907 bis zu seinem Tod 1929 verlagert er seine Tätigkeit an den Bodensee, wo er Motoren für die erfolgreichen Luftschiffe des Grafen Zeppelin baut. Er gründet mit dem Grafen Zeppelin und seinem Sohn Dr. Karl Maybach 1910 eine Firma zur Herstellung von Motoren für Luftschiffe, die ab 1918 als Maybach-Motoren- Werke ihren Sitz in Friedrichshafen hat.

Die Maybach-Automobile der Jahre 1921 - 1939 werden fast mehr gerühmt als die von Daimler und Benz, eher mit denen von Rolls-Royce verglichen. Das gilt aber auch für die Preise. Den Ursprung hat der Fahrzeugbau in dem Verbot der Flugzeugfertigung nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg durch die Siegermächte. Zunächst entstehen jedoch keine Fahrzeuge, sondern nur deren Motoren, z.B. für Spyker in den Niederlanden. Seitengesteuert sind die Sechzylinder und mit Vierganggetrieben verblockt.

Ab 1921 taucht mit der Typenbezeichnung W3 der erste Maybach-Pkw auf, schon zu der Zeit anders als die anderen. Statt eines Vierganggetriebes hat er ein Zweigang-Planetengetriebe. Es kann zwar (mit einem Pedal) geschaltet werden, aber der erste Gang wird nur in Sonderfällen gebraucht. Motor und Starter haben genügend Drehmoment, um gleichzeitig mit dem Starten anzufahren.

Es sieht so aus, als sei der W3 der erste Wagen in Deutschland mit Vierradbremse gewesen. Der hat einen 5,8-Liter Sechszylinder mit 53 kW (72 PS) bei 2200/min unter der Haube. In seinem Kurbelgehäuse ist schon Aluminium verbaut. Der Zylinderkopf ist allerdings einteilig mit dem Block, was durch die Seitensteuerung nicht ganz so schwierig zu managen ist. Der Doppelvergaser ist durch gleichzeitige Kraftstoff- und Luftregelung sehr aufwändig.

Wie es zu der Zeit durchaus üblich ist, fertigt Maybach nur die Bodengruppe mit dem Trieb- und Fahrwerk. Die wiegt beim W3 schon über 1.600 kg. Besondere Karosseriefirmen bauen dann weiter, natürlich auch nach den Wünschen der betuchten Kundschaft. Das konnte bis zu einem weiteren Drittel des Kaufpreises verschlingen.

Der Nachfolger W5 wird von 5,8 auf 7 Liter vergrößert und hat 88 kW (120 PS) Leistung. Der Motor hat so viel Drehmoment, dass er mühelos auch als Lkw-Motor eingesetzt wird. Absolut ungewöhnlich ist der bei 94 mm Bohrung gewaltige Hub von 168 mm. Zwei untenliegende Nockenwellen treiben über Kipphebel horizontal angeordnete Ventile an. Später kommt für das immer noch automatisierte Fahren in einem Gang ein Overdrive hinzu. Immerhin sind jetzt 135 km/h möglich.

1929 wird mit 110 kW (150 PS) der erste V12 vorgestellt, dessen Fahrzeuge dann 'Zeppelin' hießen. Das soll auf die in etwa gleichen Motoren für den Luftschiffbau hinweisen. Den gleichen Hubraum wie sein Sechszylinder- Vorgänger hat er, allerdings deutlich besser verteilt. So beträgt der Hub 'nur' 100 mm. Auch sind die beiden Zylinderköpfe jetzt abnehmbar.

V12-DS7: 7 Liter Hubraum, V12-DS8: 8 Liter Hubraum

Schon immer gibt es parallel zur W- und DS7- und DS8-Reihe Sechszylinder mit mehr als nur einem oder zwei Gängen. Mit der Einführung des Zwölfzylinder erhält auch dieser ein gewöhnliches Dreigang-Schaltgetriebe (DS8 sogar mit Fünfgang) mit Kupplung, allerdings zusätzlich wieder mit Overdrive. Erstaunlich ist, dass sich die Sechszylinder mit Schaltgetriebe trotz eines erheblich geringeren Preises z.T. äußerlich kaum vom V12 unterscheiden.

Die Firma Maybach hat nur bis kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs existiert. Aber ab 1935 gibt es noch einmal einen Quantensprung in der Konstruktion. Der Hubraum des Sechszylinders wird bei quadratischer Auslegung halbiert. Es gibt plötzlich obenliegende Nockenwellen und für die Zeit eine enorme Literleistung. Die Kolben sind jetzt aus Leichtmetall statt Grauguss, die Vergaseranlage wieder einmal umgestellt.

Wie Sie vielleicht an der Hinterachse im Bild 2 sehen können, gibt es jetzt Pendelachsen hinten, zunächst mit Blatt- und dann mit Schraubenfedern. Hydraulische Schwingungsdämpfer runden das Bild ab. Wahlweise sind sogar schon Unterdruck-Bremskraftverstärker lieferbar. Die zwei Mal für die Serie vorgesehene, besonders windschnittige Karosserie kann sich allerdings nicht durchsetzen.

Bis zu seinem Tod im Jahr 1929 erfährt Wilhelm Maybach noch die ihm zustehenden Ehrungen. Heute hat er sogar den Ruf eines der damals Hauptverantwortlichen für den Erfolg des Unternehmens Daimler. Ihm ist eine gewisse Zeit lang das Mercedes-Spitzenmodell zugeordnet. Die Produktionsstätte der vielen Maybach-Automobile ist heute ebenfalls in Daimler-Besitz. 11/13









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