Aus Hessen stammen die ersten Prototypen. Dort betreibt Karl Schmitt einen Bosch-Großhandel und den 'Elektromaschinenbau Fulda'. Der Entwurf stammt vom Journalisten und Maschinenbau-Studenten Norbert Stevenson. Der Diplom-Ingenieur Schmitt lässt sich von jemandem inspirieren, der gerade erst sein Studium begonnen hat.
Noch relativ kurz nach dem Krieg ist in Deutschland Vieles möglich. Da kann man ein Chassis ohne Karosserie und Zulassung im öffentlichen Straßenverkehr ausgiebig testen. Es hat drei Räder, von denen das einzelne aus gutem Grund hinten angebracht ist. Ganz am Ende der Produktionsphase werden sogar vier Räder Standard.
Sie werden es kaum glauben, aber gebremst wird immer nur die Vorderachse und das wird auch so genehmigt. Immerhin sollen ca. 2500 von diesen Gefährten bis etwa 1969 verkauft worden sein. Die ersten bestehen aus Holz mit Lederüberzug, während nachher ein veränderter Rahmen durch Stahlnägel (!) mit der Aluminium-Außenhaut verbunden wird. Der Boden besteht grundsätzlich aus Sperrholz (10 Jahre Garantie!).
Motoren für das Gefährt gibt es reichlich. Im Grunde haben sich zwei Versionen von Fichtel und Sachs durchgesetzt, mit 350 und 200 cm³. Letzterer hatte den Vorteil, dass mit dem alten Führerschein Klasse 4 gefahren werden durfte. Mit der Aluminiumkarosserie (S-Version) kommt es langsam zu ansehnlicheren Formen, wie Sie oben auf den Bildern sehen.
Viele Bauteile stammen von anderen Fahrzeugen. Am deutlichsten wird das, wenn man das Heck der ersten S-Version in Bild 3 betrachtet, dessen Fenster in der Heckklappe eindeutig von einer Hälfte des Brezelfensters am VW-Käfer stammt. Die Frontscheibe soll gleichen Ursprungs gewesen sein.
Mit den neuen, direkt von der Produktion warmgeformten Alu-Karosserieteilen hat der Wagen die größten Erfolge. Er wird sogar in Lizenz gefertigt, was das Fuldamobil z.B. zu einem Produkt Niedersachsens macht. Die Nordwestdeutsche Fahrzeugbau produziert ihn für ein Jahr in Lingen. Daher stammen Fahrzeuge mit ILO-Motor (Bild 7), der allerdings nicht ganz an die Qualitäten des Originalmotors heranreichte.
Besonderheiten im Dienst der Kfz-Technik weist übrigens die Vorderachse auf. Die Vorderräder werden bei den späteren Modellen ähnlich dem Goggomobil im Prinzip nur noch von einem Querlenker geführt. Beim Fuldamobil wird der Querlenker sogar durch die querliegende Blattfeder ersetzt. Das ist aber nicht das Besondere, hat sogar den Nachteil, die Vorderräder wenig sturzkonstant zu führen. Aber durch die Kompaktheit wandert der Achsschenkel in die Radschüssel hinein und erzeugt erstmals einen Radhalbmesser Null, ansonsten nur von Citroën bekannt. Fahrwerkseinflüsse auf die Lenkung werden minimiert. Hier sehen Sie das Produkt eines weiteren Lizenznehmers, York Nobel aus dem Mutterland des Dreirads (siehe Bilder unten). Dessen Gesellschaft wird ab 1958 von einer damals berühmten Person geleitet, Soraya, von ihrem Mann, dem Schah von Persien, wegen Kinderlosigkeit verstoßene Exkaiserin. Leider kommt bei den ganzen Public-Relations der Name Fuldamobil etwas zu kurz.
Dieses wird fortan in England sogar steuerbegünstigt auch als Bausatz verkauft. Es ist die letzte Baustufe mit Kunststoff-Karosserie und später auch der aus England übernommenen Zweifarb-Lackierung. Insgesamt ist die Blütezeit des Fuldamobils vorbei. Es wird noch mit einem Viertaktmotor ausgerüstet und erhält hydraulische Bremsen, aber die Produktion endet gegen Ende der Sechziger. 09/14