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Formelsammlung
Audi 14/35
Motor
Reihen-Vierzylinder (zwei Reihen-Zweizylinder direkt hintereinander)
Hubraum (Bohr.*Hub)
3560 cm³ (90 mm * 140 mm)
Kurbelwelle
dreifach gelagert
Nockenwelle
unten liegend, Zahnradantrieb
Ventile
AV stehend, direkt betätigt, EV hängend, durch Stößelstange
Gemischbildung
Steigstromvergaser
Kühlung
Wärmeumlauf
Leistung
26 kW (35 PS) bei 1700/min
Bauart
Frontmotor, Hinterradantrieb
Kupplung
Konus, Leder
Getriebe
Manuell Viergang, unsynchronisiert
Radstand
2.900 mm
Wendekreis
ca. 14.000 mm
Aufhängung
Starrachsen, Blattfedern ohne Stoßdämpfer
Bremsen
auf Kardanwelle und/oder Hinterräder wirkend
Lenkung
Schraubenspindel
Reifen
820 x 120, Hochdruck
Länge
4.550 mm
Breite
1.770 mm
Höhe mit Verdeck´
1.980 mm
Zuladung
350 kg
Leergewicht
1.350 kg + Fahrer/in
Tankinhalt
80 Liter
Höchstgeschwindigkeit
ca. 70 km/h
Produktionszahl
ca. 1.500
Baujahr
1911 - 1918
Dieser Audi 14/35 trägt den Beinamen 'Alpensieger'. Das weist auf Erfolge bei einer bzw. mehreren Alpenfahrten hin. Der 14/35 hat gleich drei Mal gewonnen, 1912, 1913 und 1914. Eine Alpenfahrt war eine
Zuverlässigkeitsprüfung mit strengen Regeln. Sie war für viersitzige Wagen vorgesehen, mind. 2 Personen und ein Kontrolleur. Der vierte Passagier konnte durch entsprechenden Ballast simuliert werden.
Es trat auch nicht nur ein Audi an, sondern man war mit vier Fahrzeugen beteiligt, um auch eine Chance auf den Teampreis zu haben. Die reinen Fahrstrecken wurden mit jedem Jahr ein wenig länger. 1914 waren es
knapp 3.000 Kilometer mit zwischendurch ziemlich schwierigen Pässen. Hinzu kamen An- und Abreise auf eigener Achse. Insgesamt musste man einschließlich Ruhetagen mit etwa zwei Wochen rechnen.
Es gab damals auch schon Langstreckenrennen über 10.000 Kilometer und mehr. Da es sich um Prüfungen der Zuverlässigkeit handelte, bedeutete ein Sieg einen deutlichen Anstieg der Verkaufszahlen. Vorteilhaft
hierfür war, dass es sich im Prinzip um serienmäßige Fahrzeuge handelte. Man wählte lediglich die robustesten Modelle aus. Motorleistung spielte nicht die entscheidende Rolle, weil die Sollzeiten für einzelne
Hubraumklassen getrennt berechnet wurden.
Sieger war, wer möglichst strafpunktfrei das Ziel erreichte. Strafpunkte oder gar Ausschluss vom Rennen gab es nicht nur bei Verspätungen. Auch der Kontrolleur konnte Strafpunkte vergeben. Die waren z.B. bei jeder
nötigen Reparatur fällig. Auch musste der Motor morgens in einer definierten Zeit angeworfen werden und durfte während des Renntages nicht abgestellt werden. Zwischen Fahrer und Kontrolleur kam es nicht selten
zu Konflikten, aber bisweilen auch lustigen Begebenheiten, wenn sich Fahrer auf phantasievolle Weise wegen ihrer Meinung nach unbegründeter Strafpunkte rächten.
August Horch, der eigentliche Konstrukteur dieses Audis, fuhr fast alle Zuverlässigkeitsfahrten mit. Der 14/35 hier ist so robust, dass man ihn heute niemandem mehr auch nur für eine etwas längere Fahrt zumuten
möchte. Sehr harte Federung, schwergängige und ungünstig angeordnete Lenkung und kaum Sitzpolsterung tragen zu erheblicher Komfortminderung bei. Die für die Alpenfahrten verstärkte Karosserie ist wie üblich
nicht in den Audi-Werken entstanden, sondern bei der Firma Ludwig Kathe in Halle an der Saale. Das Gelb und Schwarz entspricht den damaligen österreichischen Nationalfarben.
Auf aerodynamische Vorteile hat man noch nicht so sehr geachtet. Das Bootsheck hat wohl eher seinen Ursprung in der allgemeinen Begeisterung der Deutschen für die Marine. Renn-Nachtfahrten gab es noch
nicht. Das wäre auch schwierig geworden bei Scheinwerfern, denen ein Brenngas zugeführt wird, das durch auf Karbid geträufeltes Wasser entsteht. Erwähnenswert wäre noch die mit jedem Sieg steigende
Begeisterung, mit der die Alpensieger nicht nur von der Werksbelegschaft, sondern von ganz Zwickau gefeiert wurden, beim letzten Mal allerdings überschattet von der Drohung des Ersten Weltkrieges.
07/15