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August Horch




Sein Buch 'Ich baute Autos' ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Hier erzählt einer aus der zweiten Generation, die überhaupt mit Verbrennungsmotoren und entsprechenden Fahrzeugen beschäftigt sind. Vor ihm gibt es nur Otto, Daimler, Maybach und Benz, bei dem er übrigens auch eine Zeitlang beschäftigt ist. Und wir von den anderen mangels Memoiren weniger wissen, wird Horch zum Zeitzeugen.

Hat man das Buch gelesen, findet man dessen Titel als Überschrift über das Leben von August Horch eigentlich falsch. Gewiss hat er nach Schule, Wanderschaft, Studium und ersten Anstellungen irgendwann Autos gebaut, aber da ist in seinem Leben noch eine riesige Zeitspanne abseits der Konstruktion, während der er in Sachen Auto als Lobbyist und Sachverständiger unterwegs ist.

Ich habe das durchaus als Gewinn betrachtet, weil wir über die Konstruktion von Fahrzeugen zu dieser Zeit schon eine Menge wissen, nicht aber über das Zeitkolorit. Wie ist eine Firma zu der Zeit organisiert? Warum ist sie gerade dort und nicht irgendwo anders ansässig? Wie stark wirken sich die jeweiligen politischen Verhältnisse aus? Das sind nur wenige der Fragen, auf die das Buch eine Antwort gibt.

Und dann ist Horch auch noch fast das ganze Buch lang Auto (und Rennen) gefahren. Ich habe bisher nirgendwo so interessante Schilderungen eines ganz normalen Daseins als Autofahrer zu der Zeit gefunden. Er verherrlicht nicht, erklärt eher mit ingenieurartiger Sachlichkeit die Geschehnisse. Nein, durchaus positiv, aber wer das gelesen hat wünscht sich nicht mehr die guten alten Zeiten zurück, ganz abgesehen von den sonstigen schrecklichen Ereignissen.

Genug der Vorrede. August Horch ist 1868 in Winningen an der Mosel geboren. Obwohl gerade mal 10 Kilometer von Koblenz und damit vom Rhein entfernt, ist Winningen zu der Zeit doch ein relativ konservativ geschlossener Ort. Horch schreibt an einer Stelle, dass ein bestimmtes Verhalten seines Freundes, der Pfarrer ist, in seinem Heimatort undenkbar gewesen sei. Ob es daran liegt, dass seine Einwohner fast alle evangelisch sind und sich gegen die Übermacht der anderen katholischen Dörfer im Umkreis stemmen? Immerhin kommt die Eisenbahn während seiner Jugendzeit auch in das Moseldorf.

Egal, Horch wächst jedenfalls hier auf und natürlich schimmert die Grundhaltung des Öfteren angenehm durch, z.B. wenn um Reichtum geht, den er nie bereit ist zu scheffeln und eher gibt als nimmt. Seine Vorfahren sind Schmiede seit Generationen und er, obwohl schmächtig, wird es auch. Manchmal muss das Geschick ausgleichen, was die Natur nicht für einen parat hält.

Das Buch beginnt eigentlich in dem Moment, wo der 'ausgelernte' Noch-nicht Sechzehnjährige seinen Heimatort mit durchaus gemischten Gefühlen verlässt und sich auf die zu der Zeit übliche Wanderschaft begibt. Nun hatte man sich die Wanderschaft immer etwas romantisch verklärt als eine wirklich glückliche Reisetätigkeit vorgestellt, eine Auffassung, mit der Horch gründlich aufräumt.

Wie gut, dass er von seinem Zuhause eine gewisse Härte mitbekommen hat, denn die kann er jetzt wirklich gut gebrauchen. Er spricht in Schmieden vor und kriegt fast immer ein Nein zu hören, allerdings verbunden mit ein wenig Geld. Ein Ja bedeutet Schuften von 6 bis 19 Uhr und garantiert leichtem (und manchmal direktem) Einschlafen. Und das für 4 Mark pro Woche + Essen. Wieder auf Wanderschaft gibt es in größeren Orten 20 bis 40 Pfennige + Essen, aber nur kombiniert mit mehreren Stunden schwerster Arbeit.

Immerhin gibt es in Deutschland und Österreich Herbergen. Sein Weg führt ihn aber weiter nach Osten. Manchmal geht es ihm z.B. in Ungarn so schlecht, das er um irgendeine Schlafstelle und etwas zu essen fast betteln muss. Er sieht natürlich eine ganze Menge und kommt im Gegensatz zu den meisten seiner Landsleute ins Ausland. Auch ist der Lerneffekt bei seinen verschiedenen Anstellungen enorm. Aber bis nach Konstantinopel (Istanbul), wie gehofft, kommt er nicht.

Verschiedene Krankheiten wie Typhus und am Ende auch Malaria machen den Plan zunichte. Immerhin retten ihn Aufenthalte bei Freunden, die er bei dieser Wanderschaft gefunden hat. Er hat vier Jahre lang durchgehalten, obwohl sein Vater ihm eine Rückkehr nach 14 Tagen prophezeit hatte. Zu Hause auskuriert, beginnt er ein Studium in Mittweida (Sachsen), dass ihm mit seiner dörflichen Volksschulbildung wirklich nicht leicht fällt. Er legt eine gute Prüfung ab.

Er arbeitet zunächst im Schiffsbau in Rostok und wird nach einer Pleite wegen seiner auch praktischen Fähigkeiten nach Leipzig (Sachsen) weitergereicht. Dort ist er schon mit Petroleum- und Benzinmotoren beschäftigt, allerdings immer noch im Schiffsmaßstab. 1886 entschließt er sich bei einer Vorführung des ersten Motorrads von Hildebrand & Wolfmüller, seine durchaus schon erfolgreiche Laufbahn als werdender Betriebsleiter zu beenden und zu Benz & Co in Mannheim zu wechseln. Das klappt auch und wir lernen in dem Buch Carl Benz und seine stürmisch wachsende Firma kennen.

Horch ist an deren Wachstum vielleicht nicht ganz unbeteiligt. Doch zunächst darf er noch nicht einmal in die Abteilung für Motorwagen. Überhaupt schildert er Benz als grundsoliden Ingenieur mit konservativem Ansatz. Das ist für den ideenreichen Horch nicht ganz einfach, immer wieder gebremst zu werden, aber trotzdem kommt im Buch eine bleibende Hochachtung für Benz zum Ausdruck.


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