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  SUV 2



Wer die Behauptung aufgreift, ein Drittel aller auf der Welt hergestellten Fahrzeuge seien SUVs, lehnt sich weit aus dem Fenster. Denn, was ist eigentlich ein Sport Utility Vehicle? Der englische Ausdruck enthält schon alle Anzeichen der Ungenauigkeit, denn die Fahrt hin zu sportlichen Aktivitäten ist mit beinahe jedem Auto und sogar auch ohne möglich.

Immerhin fällt die Abgrenzung zum Geländewagen hin etwas leichter. Sicherlich ist eine starre Vorderachse letzterem zuzuordnen. Auch eine spezielle Geländeuntersetzung ist hier wohl eher zu Hause. Allerdings kommen hier schon erste Zweifel, wenn sie gegen Aufpreis angeboten wird. Mutiert damit dann ein SUV plötzlich zum Geländewagen?

Wohl sicher nicht, denn das äußere Design bleibt ja unangetastet. Und bevor wir jetzt jeder Einzelheit weiter nachspüren, müssen wir doch gestehen, dass sich die Bezeichnung 'SUV' eher am Äußeren festmachen lässt. Und da fällt beinahe jedem Verkehrsteilnehmer die Höhe als Kriterium ein.

Wenn man also hinter einem solchen Gefährt befindlich eine deutlich eingeschränktere Sicht hat, ist das dann ein SUV. Sicher nicht, denn es gibt ja noch die Transporter, Minibusse und Vans. Wie gut, dass inzwischen SUVs mit kleinerer Verkehrsfläche gefragt sind. Vergleicht man also einen Golf mit einem T-Roc, dann fällt zunächst die mehr als 20 Zentimeter größere Höhe auf.


Schon das Heck ist interessanter als beim Golf.

Aber Vorsicht, mehr Höhe heißt zwar mehr Luftwiderstand, aber nicht unbedingt einen größeren cW-Wert, denn das ist ein Messwert für die Form. Für diese bietet das Design eines SUVs etwas mehr Möglichkeiten. Wenn z.B. nur die Motorhaube etwas sanfter ansteigt, kann bei einer ansonsten hochgelegten Normalkarosserie der cW-Wert niedriger sein.

Vergleicht man den T-Roc mit dem Golf, so ist der T-Roc bei gleichem Motor 187 km/h statt 180 km/h schnell. Jetzt könnte man sagen, das läge an den Übersetzungsverhältnissen. So differiert der CO 2-Ausstoß aber auch nur von durchschnittlich 110 zu 117 g/km, diesmal allerdings zugunsten des Golf.

Das sind zwar nur die NEFZ-Werte, aber für den Vergleich taugen die dann doch. Bei einem kleinen SUV bleiben inzwischen weniger als 10 Prozent übrig. Der enorme Trend dorthin beeinflusst mehr als nur das Angebot. Denn hier sind andere Margen möglich. Immerhin kostet der kleinste Golf Ende 2017 ca. 18.000 € und der T-Roc deutlich über 20.000 €.

Und eines ist ganz klar, Design braucht Futter. Das ist in erster Linie eine steigende Akzeptanz des Modells. Nur bedingt ist ein Vorstand bereit, zusätzliche Mittel schon bei der Entwicklung bereitzustellen, wenn das vorherige Modell nicht ging. Da ist eher die Rede von einem langsamen Auslauf.

Ohnehin stranguliert die Designer eine Kostenbremse. Ist die Konkurrenz z.B. im C-Segment der Kompaktlimousinen hart, dann reicht es eben an manchen Stellen nur zu Hartplastik. Gilt es aber, einen neuen Bereich zu erobern und ist die oben beschriebene Marge vorhanden, dann lohnt sich der Einsatz.

Da gilt es, potentielle Käufer/innen anderer Marken auf die eigene hinüber zu ziehen, was von den Marketing-Strategen mit besonderem Lob bedacht wird. Und Design ist inzwischen die Seele des Verkaufs. Wen interessiert denn noch die Technik. Das neue Prospekt des T-Roc opfert dafür nur ganz wenige Quadratzentimeter.

Welchen der Begriffe: Ambientebeleuchtung, Farbe, Licht und Panorama-Schiebedach würden Sie betonend in die Mitte setzen? Natürlich die Ambientebeleuchtung, oder? Wenn jemand an seinem 64er VW-Käfer zusätzlich den Fußraum beleuchtet hätte, wäre er wohl für verrückt erklärt worden. Später gab es solche Systeme als Nachrüstung. Aber deren hauptsächlich männliche Fahrer hatten eher den Ruf von Proleten.

Design scheint das alles Bestimmende zu sein, denn Farbe und Licht kommen direkt hinterher. Entscheidend scheint nicht, ob etwas beim Gebrauch hilft, sondern wie es aussieht. Gut daran ist allerdings, dass eine einwandfreie Funktion vorausgesetzt wird.

Vielleicht ist das ja der wahre Grund für die SUV-Welle. Es gibt mal wieder etwas Neues. Das freut die betreffende Industrie. Auch in Deutschland sind die Fahrzeuge im Schnitt fast 10 Jahre alt. Kaum jemand ersetzt ein Auto gegen das gleichen Typs. Da kommt die SUV-Welle mit aufwendigerem Design wie gerufen.

Und noch etwas offenbart das Prospekt. Es ist die Psychologie, die beim Autokauf eine entscheidende Rolle spielt. Hier wird gefragt: 'Welches Auto passt zu mir?' Das größere (höhere) Auto wird also nicht nur wegen des besseren Überblicks gekauft, sondern weil es zu meiner Persönlichkeit passt.

Und dann wird beim Autokauf direkt der Typ eingeteilt, der sportliche, der urbane und der dynamische. Dass diese Kategorien sich ohne Probleme überschneiden können, stört niemanden, erhöht sogar die potentielle Käuferschicht.

Sportlich zu sein ist trotz Vorkommen in dem Wort 'SUV' schon ein wenig angejahrt. So bleiben zum Schluss der urbane und der dynamische T-Roc übrig. Erstaunlicherweise wird aber der urbane als 'Trendsetter' und der dynamische als 'Großstädter' bezeichnet.

Abgekürzt heißt das, SUVs gibt es nicht, weil die Leute ins Gelände wollen, und auch nicht nur, weil sie mehr Überblick über den Verkehr haben wollen, sondern weil sie das Produkt mit ihrer Persönlichkeit verknüpfen und vor allem, weil hier bei vertretbaren Kosten mehr neues Design entstanden ist.







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