Suche

A     B     C     D     E     F     G     H     I     J     K     L     M     N     O     P     Q     R     S     T     U     V     W     X     Y     Z




Formeln
Alle Tests
Buchladen
F7   F9



  Design 1



Betrachten wir unser Thema etwas grundsätzlicher, was Ihnen hoffentlich in Teilen als nicht zu trivial vorkommt. Es geht schon los mit der Unterscheidung, dass ein Auto sowohl von seiner äußeren Erscheinung als auch von seinem Innenraum her wahrgenommen wird. Nur noch selten werden Besitzer/innen ihr Fahrzeug während der kurzen Phasen vor dem Ein- und nach dem Aussteigen bewusst anschauen.

Ob die Umwelt davon Notiz nimmt, hängt ganz entscheidend vom 'Benehmen' des Fahrzeugs bzw. des/der Besitzers/in ab. Ganz exklusive Wagen kommen bisweilen in einen Extra- Aufmerksamkeitsgenuss. Sitzt man allerdings stundenlang in einem Auto, womöglich auch noch im Stau, ist man sehr wohl gezwungen, sich mit dessen Anmutung zu beschäftigen. Jedoch nimmt ein gewisser Gewohnheitsfaktor viel davon weg.

Komplizierter wird es, wenn der Innenraum von außen oder die Außenhaut von innen sichtbar wird. Da kann sich große Enttäuschung einstellen, wenn für einen absolut aufregend gestylten Lamborghini innen das Geld nicht mehr gereicht hat. Umgekehrt weiß ein moderner Mini (Bild unten) seine eigentlich schon länger bekannte äußere Form geschickt durch inneren Pepp aufzuwerten.


Es gibt auch den Fall, dass sich ein Facelift nicht sehr weit vorwagen darf, weil der Vorgänger sich so gut verkauft hat, dass man kein Risiko eingehen möchte. Da bleibt dann auch die Chance für die Designer/innen, sich im Innenraum etwas mehr auszutoben. Zumal sich ja dort im Moment wegen der vielen neuen Bedienungsfeatures wohl am meisten tut, z.B. der Ersatz von Tasten und analogen Anzeigen durch digitale (Touch-) Screens.

Also muss man beim Auto berücksichtigen, dass es ein Innen und ein Außen hat, was es von den meisten dreidimensionalen Kunstwerken unterscheidet. So kann ein Gefühl von Behaglichkeit beim Blick durch das Fenster in eine etwas größere Limousine durchaus zusätzliche Sympathien wecken. Oder die Gestaltung von Fahrersitz, Lenkrad und Instrumenten bei einem Sportwagen.

Beim Auto kommt dem Design ohnehin die wichtige Rolle der Wahrnehmung durch die Umgebung zu. Sicherlich ist die Gestaltung eines Rührmixers nicht unwichtig, aber der verbringt seine Standzeit nach dem Kauf ausschließlich in der Küche. Ein Auto aber fährt herum. Man müsste einmal untersuchen, wie viel das Design zur Werbung für ein bestimmtes Auto oder gar die ganze Marke beiträgt.

Und das geht noch weiter, denn in fast allen Autos sind Passagiere möglich. Eine kurze Probefahrt mit dem Nachbarn im neuen Auto könnte auch dessen Verlangen wecken. Vor allem, weil ein Auto trotz der vielen Sicherheitsfunktionen doch noch relativ anschaulich geblieben ist. Man kann sich auch auf dem Beifahrersitz als Fahrer/in fühlen, Bitten z.B. zum Beschleunigen äußern, den Sound checken.

Und doch darf dabei die Übersicht nicht zu kurz kommen. Nur wenige, hauptsächlich Hersteller von Sportwagen, leisten sich überdimensional viel Aufmerksamkeit verschlingende Cockpits. Beim Lenkrad ist inzwischen bei fast allen Oberklasse-Anbietern eine Überdimensionierung zu beklagen. Gleichzeitig leidet die Sicht nach draußen immer mehr, kann auch durch Kameras nicht vollständig ersetzt werden. Denn wenn ich das Bild in der Verkehrssituation gerade bräuchte, ist es in dem Moment nicht auf dem Monitor präsent.

Man wird auch darauf achten müssen, dass Head-Up-Displays nicht zu viel von dem Blick auf die Straße wegnehmen. Wenn wenigstens die Sicht nach schräg hinten erhalten bliebe. Hinzu kommen Spiegelungen eines allzu aufwendig gestalteten Armaturenbretts in der immer schräger werdenden Windschutzscheibe, Chrom und/oder sogar Klavierlack am Lenkrad durch die Sonne am Tag und die Scheinwerfer anderer Autos bei Nacht.

Dann liefert das Design einen Beitrag zu dem ewigen Streit, was in der Mitte eigentlich höher angeordnet sein sollte, die Bedienung der Klimaanlage oder deren Luftdüsen. Ganz zu schweigen vom Bildschirm, über den natürlich auch die Klimaanlage bedient werden kann. Mittelkonsolen entwickeln sich bisweilen zu wachsenden Monstern. Jetzt ist hier schon der Handbremshebel verschwunden, und der Platz reicht immer noch nicht. Es spielt offensichtlich weniger die intuitive Bedienung als vielmehr die Beeindruckung eine Rolle.

Bei den Sitzen der Oberklasse wird das allmählich einsetzende Dilemma der Designer/innen vollends deutlich. Ein Wunder, das man keinen der eingebauten Elektromotoren, Lautsprecher und Befüller von Luftkissen im Rücken oder anderswo spürt. Auch die äußere Gestaltung stößt in der möglichen Vielfalt so langsam an ihre Grenzen. Zu peinlich die Betonung von Testern/innen, wie viel besser man doch auf diesem oder jenem aufpreispflichtigen Exemplar sitzt. Dabei ist der beste Test, nämlich Stunden Fahrt darauf zu verbringen, offensichtlich noch gar nicht möglich.

Zweckmäßigkeit und gutes Aussehen unter einen Hut zu bringen, scheint ohnehin seit jeher eine Daueraufgabe für Designer zu sein. Wie wird das erst bei autonom fahrenden Autos sein? Da sind alle Insassen nur Passagiere, brauchen eigentlich nur einen Sitzplatz und, wenn alle Autos autonom fahren, noch nicht einmal Sicherheitsgurt bzw. Airbag. Muss man bei nicht nur privat genutzten Fahrzeugen Komfortminderung als einen gewissen Schutz vor Vandalismus fürchten?

Sollte der moderne Mensch nicht angesichts der Möglichkeit, dass vielleicht fünf Leute in einer Zelle einander gegenübersitzend, ähnlich wie in einem klassischen Bahn-Abteil, umerzogen werden, weil dann sterbende Kommunikation durch Smartphone-Betätigung oder Schlaf unwillkürlich den Wunsch aufkommen lässt, wieder hinter dem Steuer des letzten Privatwagens zu sitzen? Was können Designer/innen dagegen ausrichten?







Sidemap - Technik Impressum E-Mail Datenschutz Sidemap - Hersteller