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Höhenflüge



Es gibt so etwas wie schicksalhafte Tage, im Leben einzelner Personen, aber auch für Unternehmen. Als solche Tage könnte man für BMW den 9. bzw. 17. Juni 1919 und den 9. Dezember 1959 bezeichnen. Großer Unterschied zwischen den gut 30 Jahre auseinander liegenden Tagen, ersterer beginnt traumhaft, endet aber in einer gewissen Hoffnungslosigkeit, letzterer beginnt eigentlich als Anfang vom Ende und endet mit einem Hoffnungsschimmer.

Bleiben wir bei ersterem. Wochenlang hat man geprobt und an Details gefeilt, jetzt könnte es gelingen, den Höhenflug-Weltrekord mit dem neuen von BMW konstruierten Motor deutlich zu erweitern. Pilot ist Franz Zeno Diemer in einem eher gewöhnlichen Doppeldecker, allerdings mit BMW-IV-Motor.


Er startet ohne irgendeine Erlaubnis vom Flugplatz auf dem Oberwiesenfeld nördlich von München. Er führt zwar Sauerstoff mit sich, es gibt aber keine vor der Kälte schützende Kabine. Nach gut 1,5 Stunden erreicht er tatsächlich eine Flughöhe von 9.760 Metern. Rein theoretisch kann die Temperatur um bis zu 1 K je 100 Meter Höhe fallen, aber auch 'nur' -50°C in 10.000 Meter Höhe verdienen bei diesem Versuch schon allen Respekt.


Zwei Tage werden übrigens oben genannt, weil der Versuch zur Kontrolle nach etwa einer Woche noch einmal wiederholt und damit bestätigt wird. Diesmal hat es etwas länger gedauert, aber die gleiche Höhe wird wieder erreicht. Oben im Bild der erfolgreiche Pilot.

Eigentlich ein Grund zum Jubeln oder? Die positive Nachricht wird sofort in Werbung (Bild) umgesetzt. Dabei vergisst man für einen kleinen Moment die Zeitumstände. Erst seit einem halben Jahr ist der Erste Weltkrieg vorbei. In Versailles (Paris) neigen sich die Verhandlungen über Deutschlands Zukunft dem Ende entgegen.

Kurt Eisner, Anführer der Novemberrevolution und erster Ministerpräsident hat im Münchener Mathäser-Bräu den 'Freistaat Bayern' ausgerufen. Daraufhin gibt es im Frühjahr verschiedene Putschversuche, regelrechte Rebellionen mit Schießerei, Toten und Abtransport in Gefängnisse. Eisner fällt am 21. Februar einem Mordanschlag zum Opfer. Der Freistaat Bayern bleibt.

Deutschland hat den Weltkrieg verloren, der als 'Erster' in die Geschichte eingehen wird, als es noch einen 'Zweiten' gibt. Nicht unbedeutend für die Geschichte von BMW: Auch Österreich-Ungarn, ein Riese, der das heutige Österreich an Bedeutung bei weitem überragt, hat verloren. Übrigens ist Deutschland, obwohl Gründungsmitglied der Fédéracion Aéronautique Internationale seit Beginn des Krieges nicht mehr dabei, weshalb Diemers Höhenweltrekord auch niemals international anerkannt werden wird.

Sie merken schon, die Umstände dieses Rekordfluges sind nun wirklich alles andere als glücklich. Aber es kommt noch schlimmer. Am 28. Juni 1919 liegen die Ergebnisse von Versaille vor und werden wohl noch lange Zeit von den an den Verhandlungen unbeteiligten Deutschen als 'Diktat' empfunden werden. Für BMW wichtigster Passus ist, dass jegliche Produktion von Fluggerät und dessen Komponenten verboten wird.







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