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Geschichte des Stahls 3



Nach dem Zweiten Weltkrieg hat zunächst einmal die Politik das Sagen. Im Prinzip soll die Stahlindustrie zerschlagen werden. Sie wird in Deutschland der Aufrüstung und in Frankreich der Zusammenarbeit mit den Besatzern beschuldigt. Man glaubt, dass ohne größere Eingriffe in diesen Industriezweig die Kriegsgefahr nicht gebannt sei. Während in Frankreich die Kohleförderung verstaatlicht wird, soll Deutschland sogar komplett zum Agrarland zurückgebaut werden.

Nach vier Jahren wissen auch die Alliierten, dass dies der falsche Weg ist. Der Marshall-Plan gibt Europa die Möglichkeit, seine Werke wieder aufzubauen, in moderner Form. Noch immer erfolgt die Stahlherstellung mit Gefühl und Blick durch das Blauglas auf die Schmelze. Aber das ändert sich langsam und immer wichtiger wird das Fachpersonal, das die Werke sich z.T. selbst heranziehen. So kann man es, kombiniert mit auswärtiger Schulung, vom Hilfsarbeiter zum Ingenieur bringen. Ein Einheimischer, für Einwanderer mit geringerer Schulbildung (z.B. Algerier in Frankreich) schon ungleich schwieriger.

Inzwischen nehmen die Europäer das Heft des Handelns in die Hand. Der französische Außenminister Schuman initiiert die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, auch Montan-Union genannt. Die Deutschen, allen voran Kanzler Adenauer sind offensichtlich sofort dafür und so entsteht ein erster Baustein zur heutigen EU. Das System bedeutet nicht nur Zollfreiheit, sondern auch Mitbestimmung. Die französischen Gewerkschaften geben ihren Widerstand dagegen auf.

Die glorreichen Jahre des Stahls sind die von 1945 bis 1975. Das patriarchische System kommt wieder, der Fabrikbesitzer als Vaterfigur, man hat Angst vor ihm aber gleichzeitig auch Achtung. Gewerkschaftliche Mitarbeit ist zwar deutlich weniger sanktioniert als vor dem Krieg, aber immer noch nicht wirklich machtvoll, da es dank Wirtschaftswunder etwas zu verteilen gibt. Derweil erfreuen sich die Arbeitnehmer an Badeanstalten, speziellen Geschäften und sogar Brauereien und all dem anderen sozialen Engagement. Einmal Krupp, immer Krupp.

In Frankreich baut man sogar neue Stahlwerke direkt an küstennahen Standorten. Gewaltige Investitionen werden auf beiden Seiten des Rheins fällig. Das können die familienbasierten Werke nicht mehr leisten. Die Zeit der Stahlbarone oder -dynastien neigt sich dem Ende zu. Mit dem Aufkommen der Aktiengesellschaften werden sie durch Manager ersetzt, vermutlich mit etwas anderer Perspektive in der Unternehmensleitung. Sie sind ihrem Aufsichtsrat und besonders den Aktionären verpflichtet. Erinnert sei hier an das böse Wort des 'shareholder value'.

Wie sehen die Werke nach den ersten Anpassungen an die neue Konkurrenzsituation aus? Die Rationalisierung macht seit Anfang der 60er enorme Fortschritte. Die Belegschaft teilt sich in höher qualifizierte Facharbeiter und 'Gastarbeiter' als Hilfskräfte. Die Betriebe versuchen, hoch effizient zu arbeiten. Schlechte Qualität wie z.B. bestimmte Autobleche noch Ende der 60er erweisen sich als dermaßen rufschädigend, dass von nun an ein gewisses Qualitätsniveau als gesichert angenommen werden kann.

Europa versucht im Wettlauf der Effektivität mitzuhalten und hat doch bei hiesigem Lohnniveau keine Chance. Vorbei das partiarchaische System, niemand beschützt mehr die Familien in den Häusern, die extra für sie gebaut wurden. Nach einer Kündigung waren die Werkswohnungen früher binnen acht Tagen zu räumen, jetzt machen ganze Werke dicht. In Frankreich zuerst, was nicht nur Streiks an den lothringischen Standorten sondern Solidarität bis in die Hauptstadt hinein auslöst.

Legendär der Stahlstreik in Duisburg Rheinhausen, wo es den Arbeitern nach einem langen und harten Arbeitskampf mit viel Solidarität der übrigen Bevölkerung gelingt, das Werk immerhin noch sechs Jahre vor der Schließung zu bewahren. Letztlich ist alles vergebens. In neuen Eisenerz-Regionen wie z.B. Indien könnte diese Geschichte hier mit ihrem Anfang fortgeschrieben werden. Mit Indien ist jedoch das falsche Land genannt, denn inzwischen produziert China mehr Stahl als die restliche Welt. 05/12

Stahlwerker in Europa: 1 Mio. 1900, 290.000 1998.









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