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Schmierung - Motoröl 2
Mein Nachbar hält den Ölwechsel immer noch für die wichtigste Wartungsmaßnahme überhaupt. Das sind wohl die Nachwirkungen von früher,
als die Werkstätten der Automarken noch unter sich waren und bei wesentlich geringeren Stückzahlen beim Neuwagenkauf die Wartung bzw.
Reparatur das meiste Geld einbrachte.
Am Öl wurde viel verdient, was man auch an den Ausgaben für Werbung z.B. im Rennsport (Bild oben) sehen konnte. Werkstattmeister waren darauf
gedrillt, so manchen der häufiger vorkommenden Motordefekte aufs Öl zu schieben. Eventuelle Peinlichkeiten wurden hingenommen, wenn der
immer und absolut regelmäßig in dessen Werkstatt durchgeführt worden war.
Der berühmte Ölschlamm, der bei der damals noch häufig nötigen Ventileinstellung hervortrat, wurde auch gern auf schlechtes Öl
zurückgeführt. Man drohte damit, die Garantie bzw. die Kulanz zu verweigern, wenn der pünktliche (Marken-) Ölwechsel (Bild oben) im Falle eines
Motorschadens nicht nachgewiesen werden könne.
Da hat sich vieles erledigt, seitdem es z.B. nach EU- und BGH-Recht Konkurrenz von freien Werkstätten gibt, die bei Herstellern schulen lassen und
deren Arbeiten als gleichberechtigt im Sinne der Garantieregeln zu gelten haben. Inzwischen sinkt nach einem Zwischenhoch nicht zuletzt
durch Internet-Wettbewerb der Gewinnanteil am Neuwagenverkauf und die Bedeutung der Werkstatt ist wieder gewachsen.
Aber auch technisch hat sich viel getan. Vor gut fünfzig Jahren waren in den ersten 30.000 km u.U. bis zu 12 Ölwechsel z.T. mit zusätzlichen
Spülungen notwendig. Heute kann in günstigen Fällen dank Service-Computer dann die erste fällig sein, vielleicht sogar ohne einen Tropfen
Nachfüllung bis dahin. Das heißt auf der anderen Seite natürlich keinesfalls, dass die Qualität des Motoröls unwichtig geworden sei, eher und
mit Blick auf neue Abgasregelungen im Gegenteil.
Beispielhafte VW-Spezifikationen |
502 00 | Leichtlauföle (Benzinmotoren), erschwerte Bedingungen |
503 00 | Verbessert für Wechselintervalle alle 30.000 km |
503 01 | Normiertes Öl für aufgeladene Benzinmotoren |
504 00 | Verbesserte Norm 503 00/503 01 |
505 00 | Dieselmotoren (ganzjährig), auch aufgeladen |
505 01 | Pumpedüse-Dieselmotoren |
506 00 | Common-Rail Dieselmotoren |
507 00 | Dieselmotoren mit Partikelfilter |
Die Hersteller haben längst eigene Zertifizierungen entwickelt. Alleine die Viskosität, die man als Kunde lange Zeit für das fast alleinige Qualitätsmerkmal
gehalten hat, konnte noch nie die ganzen Anforderungen an ein Motoröl
widergeben. Um eine lange Entwicklungsgeschichte abzukürzen, gilt
hier der Rat, sich auf die vom Hersteller herausgegebenen und auch in den Betriebsanleitungen angegebenen Kennziffern zu verlassen, wenn
man sie denn auf den Ölgebinden wiederfindet. Die Tabelle oben ist nur auszugsweise und keinesfalls bindend.
Vielleicht kommt da auch irgendwann, wie in letzter Zeit häufiger, ein Betrug ans Licht, aber immerhin ist ja auch den Herstellern daran gelegen, dass kein von ihnen nie
geprüftes und deshalb unzutreffend bezeichnetes Öl in den Handel kommt. Zu raten ist also, unter diesen Bedingungen zum günstigsten Öl zu
greifen und klangvolle Namen beiseite zu lassen. Gutes Motorenöl gibt es bereits ab ca. 8 Euro pro Liter. Oft erlebt man die Überraschung,
dass beim teureren Öl die gesuchte Kennziffer eines bestimmten Herstellers fehlt. 09/16
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