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Lenkung - Steer-by-Wire?




Es gibt sie doch noch, die mechanische Verbindung vom Lenkrad zu den Rädern, aber offensichtlich arbeitet man daran, sie abzuschaffen. Das macht vielleicht auch Sinn angesichts des enormen Aufwands, der inzwischen mit der Lenkung betrieben wird.

Dabei hat es so harmlos mit einem Lenkgetriebe, zwei bis drei Spurstangen und Umlenkhebeln angefangen. Später kam die passive Unfallverhütung hinzu mit geschüsseltem Lenkrad und Aufhebung der starren Verbindung zum Lenkgetriebe.

Erst in neuerer Zeit hat der Airbag seinen Platz im Lenkrad. Schon viel länger kennt man die Hydraulik zur Unterstützung der Lenkkraft, gerne auch geschwindigkeitsabhängig. Mit dem Ersatz des aufwändigen Systems durch einen E-Motor hätte es gut sein können.

Als hätte man das Lenkrad gerade erst entdeckt, wird es aber jetzt als Ersatz für die Schalttafel missbraucht. Kann man die Hupe Dank verkleinerter Airbag-Fläche jetzt wieder leichter finden, ist das mit dem Schalterwirrwarr am Lenkrad wiederum schwieriger geworden.

Ab jetzt traut man der Elektronik mehr zu. Es ist die Zeit des aktiven Eingriffs. Dem/der Fahrer/in wird zwar nicht das Lenkrad aus der Hand genommen, aber das Lenkgetriebe. Harmlos beginnt es mit gegenüber der Lenkraddrehung verstärkten Einlenkmanövern.

Man lässt das Lenkrad auch bei scharfem Einlenken nicht mehr los. Allerdings wird die Lenkung dahinter immer selbstständiger. Sie beginnt z.B. zu rütteln, wenn man den Fahrstreifen zu verlassen droht. Wenn das so weiter geht, kommt es mitten auf der Autobahn zur Diskussion mit der Lenkung.

Jetzt versucht Infiniti mit dem Begriff 'Steer-by-Wire' und dem Hinweis auf Flugzeugtechnologie den Eindruck zu erwecken, die mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Vorderrädern sei nicht mehr vorhanden. Für ein solches System wären die Sicherheitsanforderungen immens.

Immerhin kann man bei Ausfall der Elektronik die Lenkung nicht einfach in Geradeausstellung bringen. Da hat es das Flugzeug einfacher, weil es ohnehin über eine dreifache Redundanz (hier: Auslegung der Systeme) verfügt. Es kann schließlich nicht einfach in der Luft stehen bleiben.

Aber was hat das nun mit Infiniti auf sich? Die wesentliche Veränderung zeigt das Bild oben. Dort ist in der Lenksäule zusätzlich zu einer Verdoppelung der Kreuzgelenke eine Verdickung zu sehen, die offensichtlich Einflüsse von der Lenkung zum Lenkrad herausfltert. Bei Ausfall der Elektronik ist also immer noch eine mechanische Verbindung gegeben.

Das dürfte dann wohl eine recht gefühllose Lenkung ohne jede Rückkopplung sein. Im Normalfall kommt die Elektronik zum Zuge. Sie ergibt je nach Voreinstellung durch den/die Fahrer/in die entsprechende Präzision. Der Vorteil, endlich hört die äußerst differenzierte Beurteilung des Lenkgefühls durch manche Autotester(innen) auf, denn dieses Lenkgefühl ist nun einstellbar.

Das Ganze erinnert stark an die Anfänge der SBC-Bremse, wo es auch noch die hydraulische Notverbindung zu den vorderen Radbremszylindern gab, aber der Druck vom Bremspedal in einer Art Simulator mündete. Im Infiniti Q50 wird die Lenkung erstmalig von allen Einflüssen befreit.

Was dann an Rückmeldung bleibt, darauf darf man nach Testfahrten gespannt sein. Jedenfalls ist es jetzt möglich, die von Kontinent zu Kontinent unterschiedlichen Bedürfnisse per Software zu befriedigen. Und die Autotester(innen) müssen sich ein anderes Steckenpferd suchen. 10/13


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