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Geschichte der Tankstellen 2



Beginnen wir mit Bertha Benz. Sie hat mit dem nicht zu unterschätzenden Knowhow ihrer Söhne morgens einen der ersten Prototypen des Dreirades zur Reise von Mannheim nach Pforzheim flottgemacht. Die Drei planen die Reise offensichtlich ohne das Wissen des Erfinders selbst, letztlich aber, um den flauen Verkauf des Vehikels anzukurbeln. Dass sie dabei eine Apotheke in Wiesloch zur ersten Tankstelle der Welt machen werden, werden sie vielleicht geahnt haben, als ihnen kurz vor dem Ort der Sprit ausgeht.

Schiebenderweise erreichen sie die Möglichkeit, knapp fünf Liter Ligroin zu 'tanken', da es sich um ein Mittel zur Fleckenentfernung handelt aus mehreren Flaschen. Benzin gibt es noch nicht und dessen Name beruht auch nicht auf dem des Automobil-Erfinders, sondern soll aus Benzol bzw. Benzoe-Harz abgeleitet worden sein.

Für lange Zeit wird sich der danach meist männliche Automobilist mit der Methode Trial und Error abfinden müssen, denn als einigermaßen regulär zu bezeichnenden Bezugsstellen für Benzin sind in Deutschland nicht immer auf Anhieb erkennbar. In USA gibt es Tankstellen wesentlich früher, manche sogar schon als 'Drive in' bezeichnet. Jedenfalls entstehen diese gerade rechtzeitig zur Entwicklung des Ford-T und seiner beginnenden Massenfertigung 1913.

In Deutschland ist so eine frühe Einführung auch deshalb nicht möglich, weil die wenigen, meist begüterten Automobilisten ihre Fahrzeuge nicht regelmäßig für stets wiederkehrende Fahrten benutzen. Das Auto ist ein Freizeit- und Sport-Attribut. 'Sport' bedeutet in diesem Fall weniger direkte Wettrennen als vielmehr Langstreckentest über mehrere Tage. Am besten noch unter verschärften Bedingungen, z.B. in den Alpen.

Wie soll sich da eine Tankstellen-Infrastruktur etablieren? Werden statt der gelegentlichen Ausfahrten einmal größere Touren unternommen, sind Karten mit Gelegenheiten zur Benzinaufnahme unerlässlich. Und enthalten diese falsche oder überholte Informationen, kommt nicht selten ein Automobil hinter einem Pferdegespann zum Gaudi der Landbevölkerung im nächsten Dorf an.

Trotzdem hat das Benzin insgesamt gesehen schon eine wichtige Funktion, denn jetzt wissen die Lieferanten von Erdöl einen Weg aus der Krise, die sich durch den Wegfall der Petroleumlampen wegen der beginnenden Versorgung mit Elektrizität ergeben hat. Über die Kartelle und die Versuche der Zerschlagung lesen Sie bitte hier weiter.

Frankreich ist eigentlich in Europa das erste Land mit einer recht beachtlichen Steigerung des Automobilkonsums, vielleicht auch, weil es mehr Fläche bezogen auf die Einwohnerzahl hat. Aber obwohl es 1900 dort schon 75 Hersteller gegeben haben soll, finden sich kaum Informationen über frühe erste Tankstellen. Selbst England überholt Deutschland bis zum Ersten Weltkrieg mit fast drei Mal so hohem Kfz-Bestand.


Hierzulande sind Autofahrer in Clubs zusammengefasst und scheuen auch nicht, auf Reisen beim Hersteller ihres Produkts vorbeizuschauen. Benzin wird noch bis nach zur Mitte des Jahrhunderts völlig fachfremd verkauft. Auf dem Bild oben ist eine Gaststätte mit Tankmöglichkeit noch von 1942 zu sehen. Zu Beginn ist es eher ein Handel im Hinterhof oder am Straßenrand. Da der Tank mit dem oft als 'Fallbenzin' bezeichneten Inhalt meist vorn über dem evtl. heißen Motor angeordnet ist, kommt es häufig zu Bränden, die für Menschen wegen der meist offenen Bauweise der Fahrzeuge aber meist glimpflich ablaufen.

Bis 1930 haben sich drei Hauptquellen von Benzin etabliert:
1. Amerik., brit., niederl. und französische Ölkonzerne,
2. Deutsche Verarbeitung aus Kohlevorkommen,
3. Verarbeiter z.B. rumänischen Öls.

Es versteht sich die völlige Ungleichheit der drei Quellen von selbst, wird aber für Nr. 2 und 3 mit der später einsetzenden Aufrüstung wachsende Bedeutung erlangen. Der/die gewöhnliche Autofahrer/in vertraut auf Nr. 1. Wobei wir nicht vergessen dürfen, dass ein großer Teil der Fahrzeuge von zumindest Teil-Profis gefahren wird, als Chauffeur oder bei Taxen.

Wenn Sie heute an einer Aral-Tankstelle vorbeifahren, dann ist das immer noch ein, wenn auch stattliches Überbleibsel des ehemaligen Kohle-Monopols. Lange Zeit heißen die Tankstellen BV-Aral. Was die Abkürzung außer Benzol-Vand noch bedeutet und wie sie entstanden ist, können Sie sehr schön hier nachlesen. Videos zum Schmunzeln finden Sie unten. Uns interessiert natürlich der Begriff 'Benzol', der bei den potentiellen Konsumenten eher Misstrauen hervorruft.


Genau dieses Misstrauen begenüber Benzol versucht der frühe Werbefilm umzudrehen, aus damaliger Sicht mit Recht. Denn Benzol verleiht dem Motor eine höhere Klopffestigkeit. Die Oktanzahl von Benzin liegt anfangs bei nur 40, also reines Klingelwasser. Entsprechend niedrig sind Verdichtung und Leistung, hoch der Verbrauch. Und statt die Klopffestigkeit wie bei Benzin durch (unnatürliche) Bleiverbindungen zu erhöhen, geschieht das bei Aral durch Hinzufügen von aus Kohle gewonnenem Benzol.

Man ist spät dran und muss sich beeilen die Konkurrenten einzuholen. Außerdem würden bei Benutzung von reinem Benzol die in Kokereien als Nebenprodukte gewonnenen Mengen bei weitem nicht ausreichen. Übrigens hat man bei den Vertriebskanälen einen Vorteil, denn man kann auf die Kohlehändler zurückgreifen, während die Konkurrenten sich verschiedenster 'Tanklager' bedienen mussten. Es sollen sogar Apotheken darunter gewesen sein.


So primitiv mögen die ersten Versuche gewesen sein, den Tank nicht mehr aus Kanistern füllen zu müssen. Immerhin gibt es einen Glasbehälter zur Kontrolle der Menge und einen Schlauch, der den Kraftstoff sicher in den Tank gelangen lässt. In USA war die Möglichkeit zum Beschiss geringer, weil man sich dort schon immer das Petroleum in einer großen Holzkiste mit zwei 20-Liter-Kanistern zuschicken ließ, so wie später dann das Benzin.


Wir können nicht entscheiden, ob die erste amerikanische Tankstelle 1905 in Pennsylvania oder 1907 in Seattle oder dazwischen sonstwo entstand. In Deutschland ist das mit dem Jahr 1922 am Raschplatz in Hannover einfacher. Übrigens datiert die erste Aral-Tankstelle auf dem Bild oben von 1930. 11/15


Rauchen beim Tanken?







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