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Ethanol 1



Da gibt es zwei für die Automobilgeschichte eminent wichtige Leute in Amerika. Der erste ist Henry Ford, einer der berühmtesten Autobauer der Welt und Charles F. Kettering, einer der berühmtesten Konstrukteure. Henry Ford (1863 - 1947) gebührt das Verdienst, als erster die Massenproduktion von Autos durchgeführt zu haben. Er ist zwar kein Farmersohn, aber auf dem Land aufgewachsen und durchdrungen von der dabei aufgenommenen Sturheit, die sich am Ende seines Lebens recht negativ auf den von ihm aufgebauten Konzern auswirkt.

Das Hauptforschungsgebiet von Kettering (1876 - 1958) im Automobilbereich auszumachen fällt schwer, jedenfalls gilt er als der Vater der höheren Klopffestigkeit durch Bleizusätze in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts. Der Konflikt liegt darin, dass Kettering für den damals einzig wahren Konkurrenten von Ford, nämlich General Motors arbeitet. Er favorisiert mit seiner Erfindung den aus Erdöl gewonnenen Kraftstoff, während Ford gerne den aus Farmprodukten hergestellten gesponsert sehen möchte.

Das hat seine Gründe. Ford ist dem Farmland äußerst verbunden. Er lässt selbst einen riesigen Bauernhof in Georgia betreiben und kauft ständig Land hinzu. Am liebsten würde er seine Prinzipien des Farmbetriebs auf die ganze USA übertragen. Zu dieser Zeit steht die Weiterentwicklung des Kraftstoffes zu höheren Oktanzahlen und damit zu mehr Leistung und weniger Verbrauch im Gegensatz zur Gewinnung von Kraftstoff aus Farm-Produkten, die über eine (natürliche) höhere Oktanzahl verfügen. Übrigens richtet sich Ketterings Erfindung gar nicht gegen die Verwendung von Bio-Sprit. Er hält im Gegenteil diesen für geeigneter.

Gewiss ist hingegen, dass Henry Ford auch die zu der Zeit herrschende Krise und Armut der Farmer im Hinterkopf hat, als er die Verwendung dieses 'neuartigen' Treibstoffs vorschlägt. Aber das Problem der Wahl eines geeigneten Kraftstoffes ist eigentlich älter. Erstaunlich, wie viele Gedanken man sich in Amerika mit dem Aufkommen der Motorisierung über den Bezug des Kraftstoffes macht. Schon damals gibt es Befürchtungen, sich von gewissen (vielleicht sogar politisch unstabilen) Ländern abhängig zu machen. Befürworter dieser Überlegungen hat es also zu allen Zeiten gegeben. Sie trauen auch einem großen Konzern nicht so recht. Diese sind aber offenbar nötig, um Schürfrechte in fremden Ländern zu erwerben und für die Exploration und den Transport zu sorgen.

Die Gegenseite schürt natürlich Ängste, Farmer könnten durch den Steuerzahler reich werden oder deren Produkte könnten den armen Leuten die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben. Dabei vergessen Sie, dass Pferde ebenfalls lange Zeit zum Transport beigetragen haben und schließlich mit dem Hafer auch dem Menschen Nahrung wegfressen. Letztlich machtlos sind sie gegen das Argument der prinzipiellen Unendlichkeit von nachwachsenden Rohstoffen. Sie sehen, Ethanol war schon fast zu den Urzeiten des Automobils ein Thema. Es geht um den Bio-Anteil im Benzin, der uns von fossiler Energie unabhängiger machen soll. Die politischen Aspekte haben wir hier nur kurz angerissen, uns geht es mehr um die technischen. Vielleicht gelingt es auch, die in der Diskussion vorhandenen Fehlinformationen ein wenig zu recht zu rücken.

Wie Sie dem bisherigen Text entnehmen können, ist Ethanol in der Kfz-Technik bekannt wie ein bunter Hund. Der Rennsport der 30er Jahre mit berühmten Marken und Rennfahrern wäre ohne seine Alkoholmischungen unzureichend beschrieben. Zusatztanks und dadurch ausgelöste Brände legen aber im Grunde falsches Zeugnis ab. Denn Ethanol hat gut 30 Prozent weniger Energie als Benzin und ist deutlich klopffester.

Sollte Ihnen also jemand erzählen, mit mehr Ethanol im Tank könne man Kraftstoff sparen, so kann das in erster Näherung nicht stimmen. Gegenüber E5 wären dann 1,5 Prozent Ethanol mehr im Tank, was zunächst entsprechenden Mehrverbrauch bedeuten würde. Allerdings kann u.U. das Motormanagement durch den leicht höheroktanigen Kraftstoff für einen entsprechenden oder sogar etwas höheren Minderverbrauch sorgen.

Ob Sie das in der einen oder anderen Richtung bemerken, lassen wir dahingestellt sein. Ganz sicher ausschließen kann man eine größere Gefahr von Motorschäden durch klopfende Verbrennung. Nachgeordnete DeNOX-Katalysatoren scheinen allerdings angreifbar durch Ethanol zu sein. VW lässt für seine frühen FSI-Modelle noch nicht einmal eine Tankfüllung zu. Andere Firmen erlauben Ethanol bisweilen nicht, weil sie Angst um ihr Fördersystem haben. Für neuere Fahrzeuge dürfte das allerdings nicht gelten. 07/13








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