Das beginnt schon beim Autokauf. Junge Leute jonglieren mit schmalem Budget zu relativ hoher PS-Zahl. Zusammen mit einem rapiden Wertverlust gerade der leistungsstarken Autos können sie sich (sponsored by Oma?) diesen Wunsch erfüllen. Bedenken aber nicht die Folgekosten, z.B. der Versicherung bei Fahrern/innen mit wenig Erfahrung. Eltern tun ihren Sprösslingen keinen Gefallen, wenn sie hier als Halter einspringen.

Es wäre ja schön, wenn hier der Wahnsinn ein zumindest teilweises Ende finden würde. Aber da gibt es neben den sozialen Netzen auch noch youtube. Außerdem sind solche relativ günstig zu ersteigernden, mit viel Leistung gesegneten Kisten oft nicht gerade zahm behandelt worden, was wiederum Verschleiß und Reparaturkosten ohne Ende nach sich zieht, besonders, wenn man wegen schmalem Budget hohe Laufleistungen in Kauf nehmen musste.

Also selbst reparieren bzw. aufmöbeln. Im Netz stehen Helfer/innen bereit, die allzu häufig die nicht geschützte Bezeichnung 'Profi', aber nicht z.B. eine bestandene Techniker- bzw. Meisterprüfung vorweisen können. Wobei letzteres auch keine Garantie mehr birgt für gute Arbeit unter möglichst allen Aspekten und stimmige Theorie-Erklärungen. Übrigens verdienen die ihr Geld selten nur vordergründig mit der in youtube eingeblendeten Werbung.

Man geht dabei z.B. von einem defekten Dämpfer aus, ohne das Wort 'Dämpferprüfstand' auch nur zu erwähnen. Ist dieser wirklich defekt, wird die Feder natürlich gleich mit gewechselt. 'Weil es nur so funktioniert.' gilt heutzutage als eine fundierte Begründung. Natürlich ist durch die Wahl von Fahrzeugen immer wieder der gleichen Marke ein gewisser Werbeeffekt vorgegeben, Verdienst oder Begünstigungen des/der Vortragenden inbegriffen.

Echte Profis zeichnen sich dadurch aus, dass sie für Firmen arbeiten, die sehr erfolgreich Dämpfer von ZF-Sachs und Federn von Eibach kombinieren und dafür einen gehörigen Aufpreis verlangen. Diese Profis sind durch flotte Sprüche so beliebt, dass sie ihre Leute virtuell zum Kauf mitnehmen. Sie selbst zahlen wohl nichts für die in ihr Auto eingebauten Fahrwerke z.B. mit iPhone-Anbindung. Kassieren vermutlich noch kräftig Tantiemen.

Diese Vermittler zwischen Vertrieb und Fan führen die entscheidenden Schritte z.B. der Justierung auch nicht selbst durch, vermitteln aber den Eindruck relativer Problemlosigkeit. Es fehlt in der Regel an Hinweisen zur Unfallverhütung. Auch auf Drehmomente wird, wenn überhaupt, höchstens hingewiesen. Problematisch ist auch nur eine Achsvermessung ohne jedes Einfahren des neuen Fahrwerks.

Ja, der Verkäufer und der TÜV schreiben vor, wie weit man die Karosserie nach unten drehen darf. Aber da sind dann die besonders Schlauen, die dem Fahrwerk nach erfolgter Prüfung eine 'Veredelung' verpassen, so, dass ihr Navi besser Straßen mit erhöhten Kanaldeckeln anzeigen sollte als Verkehrsstaus. Beim ersten Mini und bei Pkw-Anhängern nannte man das eine Gummifederung, aber immerhin sind da die Dämpfer noch nicht fast völlig ausgelenkt. Übrigens, schon mancher junge Mann hat später als Familienvater herzlich den Tausendern hinterhergeweint, die er an seinen ersten Autos verschossen hatte. 12/15