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Rückrufaktionen




Wieder sind den Kfz-Herstellern die Flugzeugbauer voraus. Die bergen u.U. aus der Tiefe des Meeres bis zu weit über 90 Prozent eines Wracks, setzen es zusammen und ermitteln an Schmauchspuren und anderen Details, wo ein Brand begonnen hat und wie seine Ausbreitung z.B. durch geänderte Normen bei in Betrieb befindlichen und künftig zu bauenden Exemplaren des Typs verhindert wird.

Nun gut, die Folgen eines Flugzeug-Absturzes sind weitaus dramatischer als die eines Auto-Unfalls. Und auch die Fahrzeug-Hersteller geben sich alle Mühe, einem gehäuft auftretenden Phänomen auf die Spur zu kommen. Es gibt z.B. Teams von Mercedes, die jeden auch nur irgendwie zu erreichenden Unfall daraufhin untersuchen, ob eventuelles Fehlverhalten von Fahrzeug-Komponenten (Mit-) Schuld war.

Jetzt hat es wieder einen erwischt, nämlich Toyota ruft weltweit 6,58 Mio. Fahrzeuge zurück. Ausgerechnet die Fahrzeuge von Toyota, die doch sonst z.B. bei der Pannenhäufigkeit relativ gut abschneiden. Obwohl das Gedächtnis des Konsumenten nicht besonders gut langzeitspeichert, leidet der Ruf eines Unternehmens bei mehreren Rückrufaktionen hintereinander deutlich, Zeitweise wurde bei Toyota sogar die Produktion mehrerer US-Fahrzeuge ausgesetzt.

Dieser Markt ist besonders schwierig, weil es z.B. auch an der Ausbildung zum Führerschein hapert. Da fahren ganze Familien in den Tod, weil das Gaspedal klemmt. Ein Schaden, an dem in Europa niemand in ähnlicher Weise verunglückt ist. Wesentlich versierter als die Verbraucher sind in USA die Anwälte, willens und bereit hohe Forderungen auf Schadensersatz durchzusetzen.

Es trifft übrigens nicht nur Importeure. Auch die Chefin von General Motors Mary Barra, noch relativ neu im Amt, ist schon in anklagender Weise vor den US-Kongress zitiert worden. Besonders pikant ist, dass spätere unabhängige Untersuchungen die Firmen deutlich entlasten bzw. freisprechen, diese aber trotzdem zahlen.

Auch Audi hat das schmerzlich erfahren müssen, als es hieß, der Audi 5000 fahre von selbst los. Natürlich hielt es niemand für möglich, dass hier bei der Automatik Bremse und Gaspedal verwechselt wurden. Später wurde Audi rehabilitiert, allein der Verkauf dieses Fahrzeugtyps auf ein absolutes Minimum gesunken.

Neuster Rückruf bei Toyota über 27 (!) Modelle verstreut.

Schwierig zu sagen, ob Rückrufe in letzter Zeit häufiger vorkommen. Klar ist aber, dass durch die möglichst breit gestreute Verwendung von Gleichteilen die Anzahl der jeweils betroffenen Fahrzeuge stark zunimmt. Null-Fehler-Toleranz und der damit verbundene Einsatz von mehr Kontrollkräften soll helfen. Immerhin gibt es Haftpflicht-Versicherungen für solche Fälle.

Allein, gegen den Image-Verlust kann man sich nicht versichern. Listig, wie BMW einen Tag nach Toyota ebenfalls eine allerdings deutlich kleinere Rückrufaktion bekannt gibt. ‚Im Windschatten fahren' könnte man so etwas nennen. Bei VW gibt es schon eine eigene Website, auf der man seine Fahrgestellnummer eingeben kann und erfährt, ob etwas gegen das Fahrzeug vorliegt.

Seltsamerweise werden Rückrufe aus dem Automobilbereich offensichtlich am meisten in die Öffentlichkeit lanciert. Es gibt z.B. aus Versehen auch Glasscherben im Apfelmus oder unzulässig hohen Gehalt an gefährlichen Ingredienzien, die mir persönlich viel mehr Sorgen bereiten als der Kabelbaum zum Seitenairbag. Immerhin würde mir hier ein Defekt zumindest angezeigt werden.

Rückrufaktionen haben eigentlich den Sinn, absehbaren Schaden von den Verbrauchern abzuwenden. Toyota betont z.B. den in diesem Fall freiwilligen Rückruf. Es gibt auch die Möglichkeit des erzwungenen Rückrufs. Vorteil des Herstellers: Er kriegt meist als erster die Nase an einen möglichen Serienschaden.

Und natürlich werden Kosten für den Rückruf gegen mögliche für Schadensersatz abgeglichen. Deshalb ist der Eindruck, in USA gäbe es mehr Rückrufe, vielleicht gar nicht so falsch. Beim Termin der Bekanntgabe des Rückrufs muss natürlich auch die endgültige Lösung des Problems und deren Realisierung hundertprozentig feststehen.

Eigentlich könnten sich die Werkstätten freuen, serviert ihnen doch der Hersteller die Arbeit auf dem Tablett und garantiert auch noch die Bezahlung der Rechnung. Aber leider zahlt dieser nicht immer den Preis, den auch der Kunde für eine ähnliche Arbeit bezahlen würde. Das gehört in das Kapitel, dass der Verkauf von Automarken mit der üblichen Handlungsfreiheit eines/r Selbstständigen nur noch wenig zu tun hat.








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